Musik spielte schon immer eine große Rolle in meinem Leben. Jedes Mal, wenn ich ein neues Lied entdeckte, das mich innerlich berührte, war das ein bisschen wie Liebe auf den ersten Blick. Anschließend konnte ich nicht genug davon kriegen und hörte es rauf und runter.
So erging es mir neulich auch mit dem unten verlinkten Tangostück, allerdings war es keineswegs eine Neuerscheinung, sondern im Gegenteil ziemlich alt. In welchem Jahr es genau aufgenommen wurde, konnte ich leider nicht herausfinden. Über Hinweise im Kommentarbereich würde ich mich freuen.
Raúl Kaplún (*11.11.1910 – †23.01.1990) war ein berühmter argentinischer Tangokomponist und ein begnadeter Violinist jüdischer Abstammung. Soweit bekannt ist, studierte er zunächst bei Marcos Sadoski, anschließend bei José Fraga und schließlich beim Deutschen Edmund Weigand. Weil er sich weigerte, der Partido Justicialista (Peronistische Partei) beizutreten, wurde seine Band aus dem Radio verbannt.
Leider existieren nur sehr wenige Aufnahmen von Kaplún. Eines davon habe ich erst vor kurzem für mich entdeckt. Auf Milongas werden solche Stücke kaum gespielt.
Das Stück „Tierra Querida“ läuft bei mir in den letzten Tagen auf Dauerschleife. Es beginnt eigentlich total banane, d.h. wie die musikalische Untermalung eines alten Schwarz-Weiß-Cartoons, aber gegen Ende ab 2:06 folgt schließlich eine ca. 20 sekündige Violinensequenz, die mich regelrecht in die Knie zwingt…. Perfekt und nicht perfekt zugleich.
Persönlich habe ich nie auch nur einen einzigen Ton aus einer Violine bekommen, der diese Bezeichnung verdient. Aber ich schätze, dass jahrelanges Üben da nur die halbe Miete ist. Man muss wohl absolut frei sein im Herzen von sämtlichen Konventionen und Regeln, um so spielen zu können. Wie Gottes Idee eines Violinenspiels!
Ach…was soll ich als kleine Tanguera noch groß dazu sagen? Kaplún war ein Rockstar, von dem es leider viel zu wenige Aufnahmen gibt.