Pech-Thread

Wenn das Brot immer nur auf die Butterseite fällt, ist man womöglich verflucht! Zurzeit plagt mich eine Pechsträhne, die irgendwie nicht abreißen will. Deshalb habe ich entschieden, den Titel dieses Beitrags abzuändern und werde ihn updaten, solange bis Ruhe einkehrt.

Pleite Nr. 1

Gestern, am 27.06.2024 kam von der Reederei eine Nachricht, dass die von mir gebuchte Überfahrt von Italien nach Griechenland für diesem Sommer nicht wie geplant in Patras endet, sondern schon früher in Igoumenitsa. Wer mich ein bisschen kennt weiß: das hat mich maximal genervt…..

Würde ich als Konsequenz auf einen anderen Termin ausweichen, müsste ich mit meiner Begleitung mit Luftmatratze und Schlafsack auf dem Gang schlafen, da um den Anreisezeitraum alle Kabinen ausgebucht sind. Früher als Jugendliche fand ich die Deckpassage abenteuerlich. Bei klarem Sternenhimmel und Wind um die Nase war ich sogar happy. Eine kleine Anekdote habe ich euch hier bereits erzählt. Meine letzte Überfahrt auf dieser Route liegt mittlerweile aber viele Jahre zurück. Deckpassage kommt für mich heute nicht mehr in Frage. Ich bin nicht mehr die Jüngste und meine Knochen stecken eine Übernachtung auf dem Boden nicht mehr so gut weg. Nach einer rund zehnstündigen Autofahrt über die Schweiz möchte ich anschließend doch lieber in ein Bett fallen. Frühzeitig hatte ich mir daher eine Außenkabine gesichert.

Und nun das. Ich wurde automatisch auf die geänderte Route umgebucht. Wahrscheinlich werde ich das so akzeptieren und mich um eine Teilerstattung bemühen. Das besonders Unerfreuliche an der Sache ist, dass ich nach der Ankunft in Igoumenitsa noch ca. 500 km bis zum Ziel fahren muss, was mindest 4 ½ Stunden Fahrt bedeutet. Zum Vergleich: ab Patras wären es nur 2 Stunden auf moderner Autobahn gewesen. Auf Google Maps sieht das für mich nach einer „romantische“ Strecke aus…. Im Klartext bedeutet das ewiges und zermürbendes Gegurke die Küste entlang. Ich bilde mir ein, bereits die schlimmsten Serpentinen in Griechenland gefahren zu sein und meistere zu meiner eigenen Verblüffung selbst ungesicherte Haarnadelkurven über steilen Klippen souverän mit Gottvertrauen, sinnvollem Fahr- und Bremsverhalten und ruhigem Puls. Insofern wäre das schon machbar, aber…

Pleite Nr. 2

Heute, am 28.06. folgte dann gleich die nächste Hiobsbotschaft auf den Fuß. Früh morgens habe ich das Auto, mit dem ich die Reise plane, in der Werkstatt zur Diagnose abgeben lassen, weil aus dem Motorraum seit einiger Zeit ein leises pfeiffendes Geräusch kommt, das angesichts der geplanten Reise nicht mehr ignoriert werden kann. Ergebnis: Der Turbolader ist scheinbar defekt. Der Kfz-Mechaniker aus der Vertragswerkstatt riet mir dringend davon, damit eine längere Reise anzutreten. Der Austausch kostet schätzungsweise zwischen 2000 und 2500 Euro. Da musste ich erstmal schlucken….

Eine Pechsträhne?

Dies sind nur die jüngsten bad news. Seit Frühjahr letzten Jahres läuft, selbst bei wohlwollender Betrachtung, nichts so wie es soll. Meine Wurzeln habe ich in Griechenland. Da glauben viele Leute noch an den „bösen Blick“ (κακό μάτι). Die Wissenschaftlerin in mir kann es sich jedoch nicht leisten, sich mit Parapsychologie aufzuhalten, auch wenn ich z.B. Geistergeschichten mag.

Die Probleme, die sich aber gerade im Diesseits kumulieren, sind jedenfalls nicht mit irgendwelchen Beschwörungsformeln effektiv abzuwenden, sondern aller Voraussicht nach nur mit Geld und extrastarken Nerven! Also werde ich mich zu dem Problem ins Internet, die Dringlichkeit eines Austauschen erwägen, über Alternativen wie Reparatur recherchieren, mir ggf. eine zweite Meinung einholen um zu klären, ob tatsächlich der Turblader selbst defekt ist oder womöglich andere Bauteile in seiner Umgebung die Störungen verursachen. Ich hoffe, dass ich das Thema aufschieben kann und falls nicht, den Schaden etwas preisgünstiger beheben lassen kann als veranschlagt.

Denn ich habe keine Lust, im Gotthardtunnel liegen zu bleiben oder am Korinthischen Golf bei 38°C. Wenn ich hier mit allem durch bin, bin ich vermutlich selbst eine Expertin für Turbolader. :–D Wenn — und das ist ein großen Wenn — alles klappt und ich die Reise antreten kann, möchte ich mich schlau machen, was es bei Igoumenitsa Interessantes zu erkunden gibt. So könnte ich aus dem Ärgernis wenigsten etwas Positives rausschlagen.

Bei all dem Pech rund um den Sommerurlaub bleibt mir nur eines übrig: herzhaft darüber lachen und guter Dinge bleiben.

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Update vom 28.06. Pleite Nr. 3

Der Fahrstuhl war heute zudem außer Betrieb. Also echt jetzt….ich kann mich nicht daran erinnern, in letzter Zeit einen Spiegel zerbrochen zu haben.

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Update vom 30.06 Pleite Nr. 4:

Starkregen + beschlagene Frontscheibe + Stress + Bordsteinkante + Kurve verschätzt = geplatzter Reifen.

Das ist mir auch noch nicht passiert und hat meinem Herzen mindestens so wehgetan wie meinem armen Reifen, zumal der gesamte Satz Felgen vor erst einer Woche neu aufgezogen wurde und nicht billig war. Mangels Wagenheber musste der gelbe Engel ausrücken. Der schaute in Anbetracht des Risses im neuen Reifen genauso mitleidig aus der Wäsche wie ich und bekam ein Trinkgeld, weil er flott und höflich war und ich ihm angesichts dieses verregneten Sonntags meine Wertschätzung zukommen lassen wollte.

Lightsaber Experience

Schon in meiner Kindheit hat Star Wars meine Phantasie beflügelt. Das Konzept der Macht…ihre Helle Seite…ihre Dunkle Seite…die gerissenen Sith….die tugendhaften Jediritter… Ich glaube, Luke Skywalker war meine erste große Liebe. Später stand ich dann doch etwas mehr auf Schurken wie Han Solo. Allerdings hat dieser nur einen Blaster, den er zwar treffsicher einsetzt und zugegeben lässig um den Finger wirbelt, aber mit der eleganten Waffe der Jedi kann dieser nicht mithalten: dem Lichtschwert, dessen Klinge in 360 Grad alles schneidet außer ihresgleichen. Zwar ist es fiktiv und kann nach derzeitigem Stand der Wissenschaft (noch) nicht gebaut werden, aber an der Faszination der Fans ändert dies nichts.

In den Episoden IV bis VI waren die Choreographien noch nachvollziehbar. Ab den Episoden I bis III gewannen die Kampfszenen mit Lichtschwertern eine ganze neue Dimension dank Anakin Skywalker, dem jungen Obi-Wan Kenobi und nicht zu vergessen – Darth Maul mit seiner coolen Doppelklinge. Die Choreographien wurden komplexer und sehr viel dynamischer. Das Auge kam da kaum noch mit. Insofern würde ich mir vielleicht gern eine Art Kompromiss zwischen älterem und neuerem Stil wünschen. Soweit ich weiß, sind die Techniken an die japanische Schwertkampfkunst Kendo angelehnt, aber vermutlich mischen da auch diverse andere Künste und Sportarten mit, um die Szenen visuell tiefer zu gestalten. Wer da mehr weiß, ist gerne eingeladen einen Kommentar zu hinterlassen.

Über den Bauchtanz, also auf Umwegen gewann diese alten Faszination wieder an Aktualität für mich. Genauer gesagt durch meine Beschäftigung mit dem Saidi-Tanz, bei dem ich in den vergangenen Monaten gelernt und trainiert hatte, einen 100 cm langen Bambusstock in verschiedenen Variationen zu drehen und zu manipulieren. Irgendwann experimentierte ich für mich alleine damit rum. Tanz und Musik blieben dabei jedoch außen vor. Irgendwie machte es mir Spaß, mich mit dem Stock zu beschäftigen. Auf der Suche nach Inspiration für weitere und anspruchsvollere Tricks recherchierte ich nach Videos rund um das Thema Stockdrehen und stieß auf die Videos von Michelle C. Smith, einer professionellen und charismatischen Stuntfrau mit beeindruckender Expertise in Stabturnen, diversen Bewegungssystemen und Kampfchoreographien. Besonders ihre Tutorial-Videos mit LED-Schwertern begeisterten mich, sodass ich prompt meinen Saidistock umfunktionierte und die erste Kombinationen in Star-Wars-Style übte. Da dieser jedoch sehr leicht bzw. zu leicht ist, tauschte ich ihn prompt gegen ein preiswertes LED-Schwert und übte weiter…

Um mein neues Interesse voranzubringen, recherchierte ich nach möglichen Kursen in Lichtschwerttechniken und wurde relativ schnell fündig: die Saber Academy in Karlsruhe. Ihr Saberproject war mir bereits aus den Showauftritten während der Science-Fictions-Treffen im Technikmuseum Speyer ein Begriff, jedoch hatte ich es bisher immer versäumt, mir rechtzeitig eines der begehrten Tickets zu sichern.

Meine Anmeldung bei der Academy war jedenfalls nur noch reine Formsache und so besuchte ich in Begleitung meiner Schwester, die ich zur Teilnahme genötigt hatte, am 9. Juni meinen ersten Basic-Workshop. An diesem sonnigen Wahlsonntag(!) brachen also zwei müde Kriegerinnen erwachsene Frauen im Morgengrauen auf, um endlich das Geheimnis des Lichtschwerts zu lüften!

Das Trainerteam hieß uns freundlich willkommen. Ich schätze so manch festen Händedruck! :–D Als dann auch die anderen Teilnehmer des ausgebuchten dreistündigen Workshops eintrudelten, stellten wir zu unserer Freude fest, dass wir unter „Gläubigen“ waren.

Aber wer nun an unkoordinierte, Plastikschwert schwingende Kids denkt, liegt Lichtjahre weit daneben! Denn das Training ist sehr professionell organisiert, systematisch strukturiert und körperlich und mental sehr herausfordernd. Die Unterweisungen von Trainer Timm Blaschke erfolgten ausnahmslos verständlich, gründlich sowie sicherheitsorientiert. Der Ablauf ist diszipliniert und geordnet. Zwar kann man mit den Acrylrohren, aus denen die Klingen der Lichtschwerter in unserer Galaxis bestehen, zum Glück niemanden enthaupten, aber weh tut es trotzdem, wenn man die Hiebe nicht sauber ausführt. Zudem steckt in den Griffen viel Technik, die für Licht und Sound sorgt. Die robusten Schwerter halten eine ganze Menge aus!

Die Fertigkeiten, die im Workshop vermittelt werden, sind zwar nicht dazu gedacht, um sich damit in einem authentischem Schwertkampf zu behaupten, sondern dienen rein choreographischen Zwecken. Anhand der Elemente, die dort gelehrt werden, sollen die Teilnehmer jedoch dazu befähigt werden, wie in einer Art Baukastensystem eigene Kampfchoreographien zusammenzustellen. Und das funktionierte auch, denn gegen Ende des Workshops bekamen wir eine viertel Stunde Zeit, um mit unseren Sparringspartnern eine Kurzchoreo für ein Duell zu entwerfen, die wir anschließend vorführen sollten. So gewannen wir eine Ahnung oder besser gesagt den Hauch einer Ahnung davon, wieviel Arbeit und Kreativität in den meist kurzen Filmsequenzen steckt und wie intensiv unsere Filmhelden für diese spektakulären Momente trainiert haben müssen.

Fazit: Viel zu lernen ich noch habe! :–D Nach dieser intensiven Begegnung mit dem Lichtschwert fühlte ich mich jedenfalls wie eine waschechter Padawan und ging am Nachmittag bestens gelaunt ins Wahllokal, um die Dunkle Seite der Macht mit vorerst friedfertigen Mitteln zu bekämpfen….

Kommentar zur Tragödie in Mannheim

Die Polizei Mannheim trauert derzeit um ihren Kollegen und die Menschen fühlen mit! Am 31.05.2024 gegen Mittag kam es im Rahmen einer Kundgebung des islamkritischen Vereins „Bürgerbewegung Pax Europa e.V.“ zu einer Gewalteskalation, bei dem ein in Deutschland lebender 25-jähiger Afghane mit einem Messer mehrere Personen auf dem Marktplatz Mannheim attackierte. Der Tatverdächtige agierte dabei möglicherweise mit religiöser Motivation. Inmitten der Tatdynamik wurde der 29-jährige Polizeibeamte Rouven L. durch gezielte Messerangriffe im Kopf-Hals-Bereich so schwer verletzt, dass dieser kurze Zeit später seinen Verletzungen erlag. Zuvor erlitt der Redner der geplanten Kundgebung, ein islamkritischer Aktivist, dem allem Anschein nach primär das Attentat galt, schwere Verletzungen. Ein Exekutivbeamter stoppte den Attentäter schließlich per Schusswaffeneinsatz.

Kaum jemandem dürfte die rege Berichterstattung entgangen sein. Während der Schock bei den Bürgern nach einer Woche ungemindert tief sitzt, führt die Politik Scheindebatten. Selbst die größten Schlafmützen unter unseren Volksvertretern geben sich urplötzlich als entschlossene Machertypen und leidenschaftliche Verfechter von Demokratie und Freiheit, was angesichts der heutige Wahlen unleugbar einen gewissen Beigeschmack hat. Und Experten ebenso wie Wichtigtuer überschlagen sich mit unausgegorenen Analyseversuchen.

Mich persönlich ermüden offen gestanden diese peinlich-leeren Kampfansagen vonseiten unserer Politiker. Diese werden nur von hohlen und überflüssigen Phrasen wie „Absolute Sicherheit gibt es jedoch nicht.“ übertroffen, mit denen man dann kurz darauf wieder einen Gang herunterzuschalten versucht, weil man ganz genau weiß, dass man den Mund zu voll genommen hat. Gerne hätte ich in diesem Punkt einmal Unrecht. Die Zeit wird es zeigen…

Und was mich fast so betroffen macht wie die Tat selbst, ist, dass es heute kaum noch Raum für Trauer zu geben scheint. Als würde ein Großteil der Gesellschaft diese wichtige Stufe der Krisenbewältigung bewusst überspringen.

Tatsache ist, ein junger Mann ist bei der Erfüllung seiner Pflichten gestorben. Ein noch jüngerer hat ihn auf dem Gewissen und damit mal eben auch sein eigenes Leben in die Tonnen getreten. Mich interessiert, warum. Wer glaubt, dass am 31. Mai diese Tragödie begann, täuscht sich. Wahrscheinlicher ist vielmehr, dass sie an diesem Tag gipfelte. Dass solche Fälle komplexer sind, als es zunächst den Anschein hat und im Gesamtkontext betrachtet in einem anderen Licht erscheinen, zeigt zum Beispiel auch die Aufarbeitung des Falls Brokstedt:

Was die Ereignisse auf dem Markplatz Mannheim anbelangt, würde ich mir grundsätzlich mehr Solidarität wünschen, damit denjenigen, die die Tat instrumentalisieren, abfeiern oder die Opfer verhöhnen, ein klares Signal gesendet wird. Unsere Polizei mag nicht perfekt sein, aber wir haben nur diese und ihre Vertreter möchte ich gesund und munter sehen. Nicht demoralisiert. Und schon gar nicht unter der Erde. Deshalb und auch weil die Eingriffe auf Sicherheits- und Rettungskräfte in letzter Zeit deutlich zugenommen haben, trage ich die Schutzschleife. Diese kann man kaufen oder beispielsweise über die Initiative des Hessischen Innenministeriums auch kostenlos anfordern.

Wen neben Trauer oder Wut in diesen Tagen zusätzlich Angst plagt, dem möchte ich ans Herz legen, sich konstruktiv mit ihr auseinanderzusetzen. Statistisch gesehen ist es höchst unwahrscheinlich, Opfer eines Attentats, Amoklaufs oder Terroranschlags zu werden. Wer möchte, kann sich jedoch selbst informieren, aber bitte nicht in der Thematik verlieren. Ich empfehle das Buch des Terrorismusexperten Florian Peil „Terrorismus – wie wir uns schützen können.“ Die gedankliche Auseinandersetzung mit konkreten Fallbeispielen und Handlungsempfehlungen kann – auch wenn es paradox erscheinen mag – beruhigend wirken und dem Gefühl der Hilfslosigkeit entgegenwirken.

Nehmt euch die Zeit zu trauern und solidarisiert euch!

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