Nichts ist so verführerisch wie ein Mann, der sich angekommen fühlt.
Selbstzufriedenheit, Einklang mit dem Kosmos und das damit verbundene Lebensgefühl, exakt da zu stehen, wo man sein möchte, ist eines der wenigen Dinge, die ein Mann nicht oder nur schwer vortäuschen kann. Es sei denn, frau sieht nicht so genau hin oder lässt sich aus welchen Gründen auch immer bewusst blenden. Aber im Grunde hat ein beruflich und/oder sozial arrivierter Mann diese besondere Aura, die man einfach nicht imitieren kann und die ihn von „experimentierfreudigen“ Kindsköpfen und Tagträumern unterscheidet. Diese wirken aufgrund von gesellschaftlichen Idealen, denen sie erfolglos nachjagen, immerzu getrieben und rastlos.

Es ist übrigens keine Frage des Geldes, wie man vorschnell meinen könnte. Geld macht zwar vieles im Leben leichter, aber reicht als alleiniger Faktor nicht aus, um in sich inneren Frieden zu erzeugen. Diese besondere Aura, von der ich spreche, sehe ich zwar zugegeben schon wesentlich häufiger bei eher gut situierten Männern, habe ich aber ebenso bei solchen beobachtet, die in bescheideneren Verhältnissen leben. Einmal, vor nicht allzu langer Zeit, habe ich so jemanden sogar in der Gestalt eines jungen Obdachlosen gesehen und zwar im Frühling dieses Jahres in Paris. Aber das ist eine große Ausnahme. Er war ca. 30 Jahre alt und stach als Europäer mit einer gewissen Würde aus dem Getümmel von geschäftigen Indern, Pakistani, Bangladeschern oder weiß Gott, woher die alle stammten, das ich zwischen dem Gare de l’Est und dem Gare du Nord in der Rue du Faubourg Saint-Denis passierte, überraschend heraus. Offenkundig war er bettelarm und hatte eine ungepflegte Erscheinung, aber er war innerlich definitiv mit sich im Reinen, obwohl er objektiv betrachtet kaum Anlass dazu hatte. Womöglich hatte er seine persönliche „Ziellinie“ bereits erreicht und war durch vergangene Erfolge nachhaltig erfüllt. Sein Blick traf von der gegenüber liegenden Straße auch mich und auf seltsame Weise erkannten wir einander.
Keine Ahnung, welche Think-Tank jedenfalls dem modernen Mann einbläut, dass Orientierungslosigkeit irgendwie cool, geheimnisvoll oder liebenswürdig sei und man getrost zu ihr stehen dürfe. Alles Blödsinn. Eine Verwässerung der Vorstellung von Männlichkeit, deren Sinn und Zielsetzung ich ehrlich gesagt nicht verstehe. Odysseus mag das vielleicht gut zu Gesicht gestanden haben. Er ist jahrelang auf der See umhergeirrt, aber er hatte dieses „Lebenskonzept“ nicht freiwillig etwa aus Lethargie gewählt. Zudem war er im Inneren auch alles andere als planlos, sondern hatte immer ein klares Ziel vor Augen und somit im Herzen immer einen funktionierenden Kompass. Er wurde von höheren Mächten lange Zeit von seiner Heimkehr abgehalten, kehrte aber letztendlich zurück. In der Gestalt eines Bettlers, wohlgemerkt. Der moderne Mann hat es in der Regel eher nicht mit Sirenen oder Zyklopen zu tun und landet auch nicht bei Hades in der Unterwelt, auch wenn einem der eigene Vorgesetzte manchmal so vorkommt. Das wäre aber zugegeben mal eine wirklich stilvolle Ausrede!
„Ich bin nicht da, wo ich sein möchte.“ „Ich muss erst mein Studium/Doktorarbeit abschließen, bevor wir heiraten.“ „Ich weiß im Moment nicht, wie es beruflich mit mir weitergeht.“ „Ich bin im Moment einfach sehr mit mir selbst und meinen Zielen beschäftigt und habe keine Zeit für eine Beziehung.“ „Ich, ich, ich…“ Wenn Frauen solche Sätze von ihrem Kandidaten hören, kann man ihnen eigentlich nur eines raten: Nehmt die Beine in die Hand und lauft und zwar so schnell und so weit ihr könnt. Von solchen Kandidaten ist nichts zu erwarten. Warten lohnt sich auch nicht, sondern ist pure Zeitverschwendung. Wer mit seiner Liebe zurückhält oder aufwartet bis sich bestimmte Lebensereignisse wie z.B. der lang ersehnte Karrieresprung einstellt, hat in Wahrheit gar keine Liebe zu vergeben. Weder jetzt noch später. Solche Männer lieben, wenn überhaupt, nur sich selbst und träumen von Status und Applaus. Wer eine Frau liebt, lässt sie nicht ewig im Unklaren hängen, sondern fängt sie auf und hält sie fest. Basta.
Keinen Plan zu haben, wer man ist oder was man im Leben möchte, ist bei Jungs völlig ok und auch bei Frauen problemlos vertretbar. Aber wenn man(n) z.B. in seinen 40ern immer noch nach sich selbst sucht, wird man sich auch in Zukunft nicht finden. Damit will ich niemandem, der sich gerade tatsächlich in einer aussichtsreichen Entwicklung befindet, den Wind aus den Segeln nehmen, aber der Rahmen sollte schon irgendwann fertig gesteckt sein.
Den arrivierten Mann zeichnet es aus, dass er davon geprägt ist, Pläne zu entwickeln und diese stets mutig, entschlossen und kompetent umzusetzen, egal wie schwierig die Bedingungen sind. Dieser Mut macht ihn für Frauen nicht nur hochinteressant, sondern einfach unwiderstehlich…
