Hochmotiviert, mich mit der Natur Griechenlands und meinen Vorfahren zu verbinden, überredete ich einen Freund aus Sparta, mich auf den Taygetos mitzunehmen, dem höchsten Gebirge von Peloponnes. Das war vor ziemlich genau einem Jahr im April 2022.
Er hatte mir zuvor viele wunderbare Aufnahmen von seinen Touren auf seinem Lieblingsgebirge gezeigt und so war ich natürlich sehr neugierig. Die beeindruckenden Ruinen des byzantischen Mystras am Fuße des Berges hatte ich einige Jahr zuvor bereits kennengelernt. Nun wollte ich den Taygetos selbst erleben.
Vom Bergwandern hatte ich zwar nicht allzu viel Ahnung, hing es aber nicht an die große Glocke. „Die konditionellen Anforderungen an diesen „Spaziergang“ würden schon nicht so viel anders sein als die beim Nordic Walking!“, dachte ich mir in etwa voller Zuversicht. „Ein paar stabile Schuhe, ein Messer, eine Mütze, eine Flasche Wasser und zwei Müsliriegel sollten doch wohl locker reichen, um die nächsten Stunden heil zu überstehen.“ Ich wollte ja nicht gleich im ersten Anlauf den Gipfel besteigen. Der Berg sollte sich erst einmal in aller Ruhe an mich gewöhnen…. ^^ Und so zogen ein Spartaner und eine Arkardierin an einem Mittwochnachmittag bei heiterem Wetter los, um den Taygetos zu besteigen. Die Wetterbedingungen waren perfekt.
Die erste Hälfte des insgesamt zweieinhalbstündigen Aufstiegs war absolut machbar, aber dann ging mir das Ganze nach und nach doch ganz schön an die Substanz…. Dass Teile des Wegs ungesichert waren, sich eine tiefe Schlucht neben uns auftat und Spuren von Wildschweinen und Schlangen auf dem Weg zu sehen waren, bereitete mir zu meiner eigenen Überraschung jedoch weniger Kopfzerbrechen als erwartet. Ich war einfach viiiiel zu fasziniert von den vielen neuen Eindrücken.
Allerdings schlug mir mein Herz bis zum Hals und meine Beine fingen an zu brennen. Die traumhafte Aussicht und die hübschen kleinen Kirchen, die auf unserem Weg lagen, entschädigten mich jedoch für die Tortur. Ich versuchte mir beim Aufstieg vorzustellen, wie die alten Spartaner damals gelebt haben, wie sie sich z.B. organisierten und wie ihre Krieger trainierten. Ob sie damals in voller Montur den Berg bestiegen haben? Und haben sie tatsächlich ihre behinderten Kinder in die Schlucht geworfen? Der Gedanke war ungeheuerlich! Man hat auf dem Berg sehr viel Zeit um nachzudenken…. Bis dato konnte ich nie so ganz nachvollziehen, worin genau der Reiz beim Wandern lag. Heute habe ich eine Vermutung.
Übrigens haben Wissenschaftler den Mythos längst widerlegt, dass sich die Spartaner unliebsamer Kinder auf derart grausame Weise entledigten. Die vielen Gebeine, die man in der Schlucht fand, stammten nachweislich von Erwachsenen und zwar hauptsächlich von Männern zwischen 18 und 35 Jahren. Dennoch hält sich das Gerücht hartnäckig.
Aufgeben kam trotz der Anstrengung für mich nicht in Frage. Für meinen ehrenamtlichen Bergführer war die Herausforderung wiederum nicht allzu hoch. Kostas bestieg den Berg regelmäßig seit seiner Kindheit. Also vertraute ich ihm blind und lief immer weiter….
Hier einige Eindrücke von einem unvergesslichen Tag eines insgesamt sehr spannenden Jahres 2022:











