Der Nächste, bitte!

Der Nächste, bitte! – Plädoyer für die Abschaffung der festen Tanzpartnerschaft als zwingendes Erfordernis zur Teilnahme am Gruppen-Unterricht von Tanzschulen für Tango Argentino:

Zugegeben, der Betreff ist hochtrabend, trocken und formell formuliert. Überhaupt nicht tangolike. Wer sich an Formalitäten grundsätzlich stört, möge sich aber ebenso gut gerne einmal mit der fragwürdigen Formalität eines festen Tanzpartners auseinandersetzen. Gleichermaßen hochtrabend, trocken und formell finde ich nämlich Hinweise auf Webseiten von Tangoschulen wie etwa:

„Anmeldung bitte nur paarweise“.

Oder auch „Es werden nur Anmeldungen mit Partner akzeptiert“.

Oft liest man auch: „Wenn du keinen Tanzpartner hast, helfen wir dir gerne, einen zu finden.“

Bla bla bla… Ein echt stattlicher bürokratischer Bremsklotz für alle Solo-Lernenden und ein regelrechter Killer für jede motivierte Tangoseele!

Mein folgender Appell richtet sich primär an kompetente Tangolehrerinnen und -lehrer von Format. Sie sind diejenigen, die den Takt für die Unterrichtskultur im Tango angeben.

Aber viele Tangueros und vor allem Tangueras kennen die Problematik selbst nur zu gut: die Suche nach einem passenden Tanzpartner.

Es ist schwer bis unmöglich jemanden zu finden, der körperlich und menschlich zu einem passt. Viele Tanzpartnerschaften gehen mit der Zeit in die Brüche, oft früher als erwartet. Viele, vor allem Frauen, lassen sich erniedrigen oder erniedrigen sich mangels Selbstachtung selbst, um einen guten Tanzpartner zu finden oder zu halten. Durch den Führendenmangel, der vielerorts herrscht, werden die Herren – meist führen sie in der Rollenverteilung – fast automatisch in eine Machtposition erhoben, welche manche von ihnen schamlos ausnutzen. Ein großer Missstand in der Tangoszene übrigens, der zwar bekannt ist, aber leider kaum Beachtung findet.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, das alles muss nicht sein. Denn es geht auch anders. Seit einiger Zeit besuche ich mit großer Begeisterung eine Tangoschule in meiner anderen Heimat, Griechenland. Genauer gesagt in Korinthos auf der Halbinsel Peloponnes. An dieser gibt es das Problem mit der Tanzpartnersuche gar nicht. Denn mit einem festen Tanzpartner erscheint dort nämlich niemand im Unterricht. Man ist Individuum und nicht Paket.

Es wird dort munter rotiert, wobei der Lehrer meist entscheidet, wann es Zeit ist zu wechseln oder wer als nächstes mit wem tanzt. Natürlich gibt es auch dort eine zahlenmäßige Geschlechterdiskrepanz unter den Kursteilnehmern, aber jeder Herr übt im Laufe der Stunde mal mit jeder Dame die vorgegebene Figur/Kombination.

Der Herrenmangel ist insofern kein spürbares Problem. Die freien Damen machen eine kurze Pause, trinken einen Schluck oder üben für sich ein bisschen an der Stange. Letzteres macht nicht nur Spaß, sondern räumt das Gehirn auf, wenn es mit dem Unterrichtsthema nicht auf Anhieb klappt. Da entstehen bis zum nächsten Partner meist keine langen Wartezeiten, die es zu überbrücken gilt.

Natürlich sollte kein allzu extremes Ungleichgewicht zwischen Führenden und Folgenden herrschen. Wie hoch dieses maximal sein darf, damit das funktioniert können Statistiker gerne berechnen. Da will ich keine Empfehlungen aussprechen.

Die Unterrichtsatmosphäre wirkt durch die regelmäßige Rotation nicht nur entspannter, sondern sie ist auch definitiv entspannter und auch persönlicher, aber keineswegs chaotisch, wie man vielleicht meinen könnte.

Selbst wenn mal Frust beim Lernen einsetzt, weil etwas nicht so recht klappen will, kann man bald wieder zu jemandem wechseln, mit dem diese Figur vielleicht besser funktioniert. Durch den steten Partnerwechsel weht ständig ein frischer Wind. Dennoch ist der Unterricht ganz klar konzipiert und strukturiert.

Es geht mir ums grundsätzliche Prinzip. Bis dato hatte sich nämlich der Irrglaube in mein Gehirn eingebrannt: „Ich muss einen Tanzpartner finden. Ich muss einen Tanzpartner finden.…“

Aber warum überhaupt? Ok, bei Tango Escenario z.B. macht es natürlich Sinn, anlässlich eines Showauftritts zielorientiert mit einem bestimmten Partner zu trainieren. Aber in den meisten Schulen in Deutschland wird Tango de Salón unterrichtet, was als ein Einstieg auch sinnvoll ist. Da werden die Schüler, allenfalls auf die Besuche von Milongas vorbereitet, wo die meisten Gäste mehrmals den Tanzpartner wechseln.

Warum bitteschön herrscht dann im Tanzkurs Monogamie, wenn man – als eines der Lernziele – mit verschiedenen Partnern tanzen können soll? Das erscheint mir unlogisch.

Ich bin der Überzeugung, dass mit der Aufhebung des Tanzpartnerzwangs 1. man unabhängig von anderen ist, 2. die grundsätzlichen Schwierigkeiten bei der Suche nach dem passenden Partner komplett entfallen, 3. man die dadurch eingesparte Energie und Zeit in den Lernprozess investieren kann, 4. der Machtmissbrauch gekappt wird, da gleiche Bedingungen für beide Lager (Führende und Folgende) und somit alle Lernenden herrschen, 5. man insgesamt schneller lernt, weil man neue Elemente, Figuren und Bewegungsabläufe gleich mit verschiedenen Partnern anwendet und 6. im Nebeneffekt der Gruppenzusammenhalt nicht nur gestärkt wird, sondern dieser überhaupt erst entsteht, denn im Unterricht der meisten Schulen gibt es faktisch kein echtes Zusammengehörigkeitsgefühl, da jedes Paar mit Scheuklappen sein eigenes Ding durchzieht.

Wer wiederum wirklich nur exklusiv mit seinem eigenen Lebenspartner lernen und diesen nicht mit anderen „teilen“ will, hat entweder die Möglichkeit, seine Scheu oder Eifersucht zu überwinden und es trotzdem mal zu versuchen, was im Tango generell sinnvoll ist, oder es bleibt die Möglichkeit, gemeinsam Privatsunden zu nehmen. Nach ihnen allein sollte sich die Unterrichtsstruktur im Kurs, aber auch die Unterrichtskultur keinesfalls richten. Das würde durch die Bank weg sämtliche Solo-Lernende diskriminieren.

Als solche fühle ich mich, um das mal ganz deutlich zu sagen, nämlich massiv zurückgestellt durch das Erfordernis der festen Tanzpartnerschaft.

Hätte ich nicht die Initiative ergriffen und Schulen mit anderen Unterrichtsmethoden eine Chance gegeben, würde ich noch heute – ohne den Hauch einer kontinuierlichen Unterrichtsmöglichkeit – meine wertvolle Zeit und Energie mit der Partnersuche vergeuden und vertrauensselig sowie vergeblich auf zweifelhaften Wartelisten mit intransparenten Vergabekriterien für einen passenden Tanzpartner stehen und zwar bis ich alt und grau bin….

Stattdessen übe ich in großzügigen 90 –  120-minütigen Kursstunden endlich neue Sachen, lerne z.B. Planeos, Volcadas oder die korrekte Beinführung bei Barridas. Ok, für viele fortgeschrittene Tänzer ist das nichts Besonderes, aber an deutschen Tangoschulen war ich lange Zeit vom Unterricht ausgeschlossen und stagnierte in meiner Entwicklung, sodass ich fast vom Glauben abgefallen wäre.

Ich habe nun endlich einen riiiesen Spaß am Lernen und wünschte, es gäbe in meinem Umfeld in Deutschland wenigstens eine einzige Tangoschule, in der man das auch so handhaben würde, sodass ich dieselbe Freude in meiner anderen Heimat erleben könnte.

Liebe Maestras und Maestros, ich möchte Tango lernen! Bei euch und mit euch! Hört also bitte auf, mich durch unzeitgemäße Konzepte vom Unterricht auszuschließen!

Tag der Entscheidung

Meine Tangofreunde möchte ich gleich zu Beginn vertrösten. Sorry ihr Lieben, aber auch dieser Beitrag dreht sich nicht um unsere Leidenschaft, sondern wieder einmal um Politik. Nichts gegen einen angenehmen und gepflegten Partner, mit dem man zu Di Sarli und Co. schwelgen kann, aber manchmal gibt es einfach Wichtigeres im Leben. Den Kopf in fremde Fittiche zu vergraben, ändert jedenfalls rein gar nichts an den Problemen unserer Gesellschaft. Wobei….vielleicht wären manche Menschen weniger frustriert oder aggressiv, wenn sie Tango tanzen würden…. Aber lassen wir das jetzt, vielleicht greife diesen Gedanken ein anderes Mal auf.

Ja, Politik ist wichtig und heute ganz besonders, denn es ist Bundestagswahl. Heute entscheiden die Deutschen nicht nur, wer ins Parlament einzieht und das Land die nächsten vier Jahre regiert, sondern auch – das ist leider vielen nicht ganz bewusst – wie sie in Zukunft leben möchten. Das Damoklesschwert, das über uns schwebt, dürfte jedem halbwegs Informierten inzwischen bekannt sein. Insofern bin ich heute gar nicht in Stimmung, es erneut zu benennen und zu beschreiben. Dafür bin ich auch ehrlich gesagt viel zu gut gelaunt, denn das Wetter in meinem Wahlkreis ist einfach traumhaft schön.

Insofern habe ich es kein bisschen bereut, am heutigen Sonntag mal etwas früher aus den Federn gekrabbelt zu sein. Gewählt habe ich auch schon und zwar vor der ‚Rush Hour‘. Es hat bei mir Tradition zu Fuß ins Wahllokal zu gehen. Der demokratische Akt fühlt sich für mich ehrlich gesagt so auch etwas ‚realer‘ an und weniger abstrakt als ihn mit dem Auto zu erledigen. Dieses durfte heute gerne in der Garage bleiben. Außerdem liebe ich es einfach, die Leute an Wahlsonntagen zu beobachten. Heute war besonders viel Spaziervolk unterwegs: Fremde, Nachbarn, Junge, Alte, Paare, Familien, Kleingruppen, Singles…..alles dabei. Ich hoffe, das schlägt sich in der Wahlbeteiligung entsprechend positiv nieder.

Leider ist die Tragweite der Entscheidung immer noch nicht jedem bewusst. Deshalb mein erneuter Appell: jede einzelne Stimme zählt und zwar exakt gleich. Die Stimme des Mächtigen oder Reichen ist nicht gewichtiger als die des einfachen Bürgers. Wann und wo kann man das in unserer Gesellschaft sonst noch bitteschön behaupten? Also, lasst nicht Andere über euer Schicksal entscheiden, sondern bewegt eure Hintern und geht bitte zu eurem Wahllokal. Bis 18 Uhr ist Zeit.

Die Hochrechnungen spare ich mir übrigens. Ich habe bessere Pläne für heute Abend als am Fernseher zu kleben. Mich interessieren vielmehr endgülte Ergebnisse und die erfährt man früh genug. Aber allen, die jetzt schon eifrig kalkulieren, spekulieren und sondieren, noch bevor alle Stimmen abgegeben und ausgezählt sind, möchte ich mitteilen: wenn es nach mir ginge, lieber

Grogu statt Groko!

:–P

Bildquelle: Disney Plus

Nun, die Wahlergebnisse stehen inzwischen fest, ob es uns gefällt oder nicht….. Und da Grogu leider nicht zur Verfügung steht, um mithilfe der Macht Deutschland zu retten, möchte ich meinen obigen Appell wie folgt ergänzen: allemal lieber GroKo* als Kenia-Koalition**!!

* Koalition CDU/CSU + SPD

** Koalition CDU/CSU + SPD + Bündnis 90/Die Grünen

Eine andere Alternative (Satire)

[überarbeitet]

Eine dunkle Bedrohung

Es sind schon turbulente Zeiten. Die Bundestagswahl rückt näher. Damit steigt unweigerlich die Spannung, welche zusammengeflickte Koalition diesmal dabei rauskommt, ob diese zur Abwechslung „lebensfähig“ und überhaupt demokratischer Natur sein wird….

Nachdem CDU-Chef Friedrich Merz wie eine Abrissbirne die Brandmauer mal eben zerstört haben soll und damit große Empörung auslöste, bemüht er sich nun händeringend und gleichzeitig selbstzufrieden um Schadensbegrenzung. Gleichwohl scheint er die dadurch erzeugte Aufmerksamkeit irgendwie zu genießen oder zumindest nicht allzu sehr darunter zu leiden. So zumindest mein Eindruck von seinen jüngsten Auftritten. Frei nach dem Motto: es gibt keine schlechte PR. Nicht unbedingt der klügste Schachzug, wenn man mich fragt.

Das schwache Glied in der Verteidigungslinie um den Erhalt von Demokratie und Freiheit, das ich vor kurzem in meinem letzten Beitrag prognostiziert habe, scheint damit unschwer ausgemacht. Überraschend kam es nicht. Vielen scheint es entfallen zu sein, aber die AfD wurde aus der rechten Hüftprothese Rippe der CDU geschaffen. Nun stellte Merz zuletzt ostentativ klar, dass es keine Zusammenarbeit mit der AfD geben wird. Ich möchte es ihm glauben.

Ich finde es übrigens grundsätzlich nicht schön, wenn jemand wie die Sau durchs Dorf getrieben wird. Merz hatte schon vor der Merkel-Ära viele Bewunderer innerhalb seiner Partei und das gewiss nicht ohne Grund. Auch finde ich nicht sonderlich viel Gefallen an der politischen Metapher der Brandmauer, denn diese trennt nicht nur räumliche Bereiche, sondern genau genommen Menschen von einander und zwar in nicht gerade konstruktiver Weise. Selbstschutz samt der Verteidigung der eigenen Werte und der bevorzugten Lebensweise ist zweifellos ein Naturrecht und somit sinnvoll und wichtig. Stigmatisierung von Personen oder Gruppen hingegen kontraproduktiv, denn es spaltet die Menschen.

Aber nun genug davon, schließlich reden wir von einem möglichen(!) Kanzler-Kandidaten als sei er bereits Bundeskanzler. Als seien die Bundestagswahlen kein heiliges Instrument unserer Demokratie, sondern bloß noch reine Formsache. Irgendwie traurig.

Herausforderung Meinungsaustausch

Anstatt sich im Wahlkampf alles Mögliche gegen den Kopf zu werfen und zu unterstellen, wäre echte Kommunikation der bessere Schlüssel. Es sollte in jeder Kontroverse, wie z.B. hier in der Migrations- und Asyldebatte, Raum für Dialoge blieben. Das Problem ist nur, dass es inmitten unserer Gesellschaft Menschen mit teilweise sehr extremen Geisteshaltungen und Ansichten gibt, die von einem gesitteten Meinungsaustausch rein gar nichts halten. Sie haben recht und alle anderen automatisch unrecht, nehmen sich mehr Freiheiten heraus als sie anderen zugestehen wollen, übertönen die Meinungen anderer lauthals oder möchten ihnen am liebsten gleich einen Maulkorb verpassen. Mit solchen Leuten ist es schwer zu verhandeln oder überhaupt erst zu reden, denn sie haben null Interesse, anderen fair oder auf Augenhöhe zu begegnen und auch kein offenes Ohr für Menschen, die ihre Meinung nicht blind und unkritisch teilen.

Gründe der gestörten Kommunikation

Gegenseitiger Respekt ist jedoch für einen fruchtbaren und ergebnisoffenen Meinungsaustausch und dem Erlangen eines gemeinsamen Konsenses unabdingbar. Der Diskussionsunfähigkeit oder besser gesagt Diskussionsunwilligkeit liegen meist psychische Probleme zugrunde. Solche Störungen hindern Betroffene oft auch daran, den eigenen Wertekompass zu überprüfen bzw. überprüfen zu wollen. Dieser bleibt möglichst unangetastet, denn das Problem sind immer nur die Anderen – nie man selbst. Vielmehr ist es aus ihrer Sicht ihr Gegenüber, welches schlicht dumm, ignorant, böswillig oder außerstande ist, über den Tellerrand hinauszusehen usw. Toleranz einschließlich Frustrationstoleranz scheinen ein neues Rekordtief in unserer Gesellschaft zu erreichen.

Mit Anfeindungen bezüglich meiner Haltung zu bestimmten sozialen oder politischen Themen und Entwicklungen hatte auch ich schon in der Vergangenheit zu kämpfen und das obwohl ich mit ihr weder sonderlich inflationär noch aggressiv hausiere. In solchen Diskussionen wurde mir ein Mitspracherecht entweder notlos abgesprochen oder nicht in vollem Umfang zuerkannt. Aus unterschiedlichen Motiven, die ich meist erst zu einem viel späteren Zeitpunkt begriffen habe. Manchmal eckt man sogar schon durch den Umstand an, dass man zu einem bestimmten Thema oder Sachverhalt überhaupt eine Meinung vertritt und hierzu bereits ein gewisses Wissensfundament aufgebaut hat. Oder einfach nur durch den Umstand, dass man ein bestimmtes Geschlecht hat oder einer anderen Ethnie entstammt. Alles schon erlebt. Aber mein Zug fährt weiter….

Mittlerweile überlege ich mir im Vorfeld jedenfalls genau, auf welche Debatte ich mich einlassen möchte und vor allem mit wem. Mit zunehmendem Alter und Reife lerne ich energiesparend zu wirtschaften und es sind mir nicht automatisch alle Themen wichtig, nur weil das ganze Land sie gerade diskutiert. Ehrlich gesagt, diskutiere ich über viele Themen lieber als über Politik, aber in diesen Tagen ist das nur schwer zu vermeiden. Das Verb debattieren bedeutet übrigens soviel wie verhandeln, erörtern oder streiten. Es wurde im Laufe der Zeit etwas weichgespült. Ursprünglich stammt es aus dem französischen Wort débattre (altfr. debatre), welches wiederum aus dem lateinischen battuere abgeleitet ist, das übersetzt nichts Geringeres als schlagen bedeutet. Man schlägt sich in einer Debatte genau genommen und zwar mit Worten. Aua!

Indiviudueller Geisteszustand ein Politikum?

Zurück zu den psychischen Problemen. Laut Statistischem Bundesamt haben mindestens 20 Prozent der Menschen in Deutschland welche. Dass es sie in der Gesellschaft gibt, haben wir längst akzeptiert. Es liegt mir fern, sie zu stigmatisieren, denn die meisten leiden leise und schaden anderen in ihrer Not nicht. Wer außerdem nie einen Tiefpunkt im Leben hatte, werfe den ersten Stein! Übertragen auf unsere Legislative ist diese Statistik jedoch etwas besorgniserregend. Denn von aktuell 733 Abgeordneten im Bundestag (wie groß soll das Ding denn noch werden?) sitzen, dieser Statistik zufolge, also rein theoretisch wohlgemerkt, mindestens 146 Menschen, die unter seelischen Problemen leiden. Die AfD hat gegenwärtig 76 Sitze; insofern kann man rechnerisch nicht behaupten, dass die problematischen Persönlichkeiten allesamt nur in dieser Fraktion zu verorten wären. Das muss man bei solchen Überlegungen fairerweise im Hinterkopf behalten.

Dies alles ist vor folgendem Hintergrund relevant: Die Volksvertreter einer modernen Demokratie sollten ausschließlich zum Wohle des Volkes handeln. Sie tragen damit viel Verantwortung. Im Sinne einer verantwortungsbewussten Entscheidungsfindung sollten sie also – im Idealfall – mental entsprechend solide und gesund aufgestellt sein und nicht etwa labil sein, psychische Störungen aufweisen und ihr Urteilsvermögen von persönlichen Befindlichkeiten oder egoistischen Bestrebungen abhängig machen. Was ich fordere, ist natürlich absolut unrealistisch, aber ich möchte meinen Gedankengang dennoch gerne fortführen.

Option 1: prüfen

Bundestagsabgeordnete (MdB) sind offiziell nur ihrem eigenen Gewissen unterworfen. Da wäre es doch nicht verwerflich als Bürger freundlich nachzuhaken, wie es um dieses denn so bestellt ist. Eine Idee, um diesem Anspruch an einen normalen psychischen Gesundheitszustand gerecht zu werden, welcher eigentlich nur ein Mindestanspruch angesichts der Diäten und beachtlichen Aufwandsentschädigungen der Abgeordneten ist, wäre es, diese vor ihrem Einzug ins Parlament einer eingehenden psychologischen Begutachtung zu unterziehen. Quasi als letzte Schranke. Soviel Zeit sollte doch sein! Piloten werden schließlich auch psychologisch getestet und die tragen nicht die Verantwortung über 80 Mio. Menschen. Vereinzelt wird die Psychologie der MdBs wissenschaftlich diskutiert, aber das Ganze wäre noch ausbaufähig.

Option 2: ersetzen

Als Fan des Science-Fiction drängt sich mir jedoch ein ganz anderer Lösungsansatz auf: KI. Die Künstliche Intelligenz ist derzeit bekanntlich überall auf dem Vormarsch und erobert immer mehr Anwendungsgebiete. Und das nicht nur fiktiv, sondern ganz und gar real. Da frage ich mich, könnten wir nicht einfach eine KI mit unseren Werten und Idealen füttern und trainieren, sie regelmäßig dahingehend updaten und ihr die Regierung Deutschlands überantworten, sodass sie Entscheidungen zu unserem Wohle trifft? Absurd? Warum? Die meisten Abgeordneten und Minister kenne ich schließlich auch nicht persönlich. Wenn ich Fremden blind vertrauen soll, warum dann nicht ebenso gut einer KI? Vielleicht könnte eine solche diese Aufgabe ja besser erfüllen als so mancher Mensch….

Viel Freude beim Kopfkino! Und gern geschehen. ;–) In wenigen Wochen sind wir hoffentlich schlauer. Lasst Euch möglichst nicht verklaven! Weder von Menschen, noch von Maschinen….

Reset-Illusion

Wir schreiben das Jahr 2025 und *Trommelwirbel* unser Planet „steht“ noch! Wir haben allerdings immer noch keine fliegenden Autos im 3D-Verkehr, immer noch keine Hoverboards uuund wir haben uns immer noch nicht ausgerottet! :–D Yeaaahhhh! Nicht, dass die Menschheit es nicht versuchen würde…. Wäre das nicht Grund genug um zu feiern? Wieso feiern wir überhaupt den Jahreswechsel? Glauben wir, dass das neue Jahr besser wird als das alte und begießen es deshalb? Werden dadurch die Probleme Schlag Mitternacht automatisch Schnee von gestern? Neues Jahr = neues Glück?

Also über den Sinn des Unterteilens von Lebensabschnitten und Zeit will ich gar nicht streiten. Die Menschen klammern sich gerne an bestimmte Strukturen und Konstrukte, selbst wenn eigentlich niemand so genau weiß, was Zeit bzw. Raumzeit ist. Astronomisch hat das Kalenderjahr fraglos zwar seine Grundlage. Allerdings würde ich nebenbei bemerkt dafür plädieren, den gregorianischen Kalender durch den neojulianischen zu ersetzen, einfach weil dieser präziser mit dem Sonnenjahr korreliert.

Den Jahreswechsel feiere ich übrigens bevorzugt fröhlich und ausgelassen, aber vor allem auch deshalb, weil man das neugeborene Jahr im Feuer taufen darf. Ja, ich liebe Feuerwerk und besonders Batterien mit schönen optischen Effekten. Der Lärm an sich ist da für mich weniger ausschlaggebend. Für mich ist das Zünden von privatem Feuerwerk einfach Tradition, welche, verantwortungsbewusst gelebt, viel Freude bereitet. Allerdings beobachte ich auch leider immer öfter problematische Individuen, die getarnt in der dunklen Silvesternacht und den zahlreichen Detonationen ihren Gewaltphantasien freien Lauf lassen, indem sie arglose Nachbarn und Passanten feige aus dem Hinterhalt heraus mit Feuerwerkskörpern attackieren. Als befänden sie sich bei Jahreswechsel in einer rechtsfreien Zwischendimension. Da habe ich auch schon selbst negative Erfahrungen gesammelt und treffe entsprechend Vorsorge meinen Selbstschutz betreffend.

Seit dem ursprünglich pandemiebedingten Verbot der Überlassung von Pyrotechnik der Kategorie F2 an Verbraucher in den Jahren 2020 und 2021 wird jedes Jahr vermehrt ein generelles Verbot von privatem Feuerwerk diskutiert. Nichts gegen einen gepflegten Meinungsaustausch, aber irgendwie erscheint mir die Debatte um das Böllerverbot zunehmend konstruiert. Man kann über alles diskutieren und ich persönlich bin auch nicht immun gegen gute Argumentation. Mit dem moralischen Narzissmus mancher Feuerwerksgegner, die ihren zwanghaften Geltungsdrang und ihre Herrschsucht nur hinter vernünftig anmutenden Argumenten verbergen, denen aber in Wahrheit die feinstaubbedingte Umweltbelastung oder der Stress der Tiere durch den Lärm völlig gleichgültig sind, habe ich hingegen ein Problem. Ungeachtet dessen halte ich nichts davon, diese Tradition autoritär einzustampfen und zwar aus verschiedenen Gründen nicht. Einer davon ist die illegale Anschaffung von teils gefährlichen Feuerwerksprodukten aus dem Ausland, die damit gefördert würde. Aber es gibt noch viele weitere. Sicherlich gäbe es Kompromisse, die bisher weder erwogen noch ausgeschöpft wurden. Aber genug hiervon.

Ein Freund hat mir neulich eine WhatsApp geschickt. Er machte sich Sorgen, weil ich mich schon länger nicht gemeldet hatte und auch keine neuen Blogposts veröffentlicht hatte. Nun, die Vor-/Weihnachtszeit hatte ich genutzt, um mich entspannt und bewusst überwiegend offline im Kreise meiner Familie zu erholen. Da es mir an nichts fehlte und ich eine tolle Zeit genoss, hatte ich keine Zeit zum Bloggen und auch kein besonderes Mitteilungsbedürfnis. Mittlerweile bin ich jedoch unweigerlich aus meiner heilen Welt erwacht. Die Weihnachtsdeko lasse ich allerdings noch etwas hängen. Zum Einen, weil sie mir einfach gefällt und zum Anderen möchte ich am alten Jahr noch ein wenig länger festhalten.

Viele Leute fassen sich zum Jahresanfang gute Vorsätze. Aber das ist eine Illusuion, eine Selbsttäuschung. Denn das neue Jahr führt diese nicht zum Erfolg, sondern man muss sie schon selbst aktiv umsetzen. Insofern macht es keinen Unterschied, ob man sich etwas zum 1.01. oder an irgendeinem anderen Datum vornimmt. Der Nikotinentzug oder das Abnehmen werden nicht leichter, nur weil man ihn zum Jahresbeginn plant. Da mir alle meine Laster inzwischen längst ausgegangen sind, habe ich mir meinen Lifestyle betreffend nichts Konkretes vorgenommen, außer vielleicht meinen persönlichen Kurs fortzusetzen und auf meine Liebsten und mich achtzugeben.

Im neuen Jahr angekommen, beschleicht mich nämlich das ungute Gefühl, dass große Pläne nicht viel Sinn machen, dieses Jahr in politischer und gesellschaftlicher Hinsicht schlechter wird als das vorherige und man als Bürger von daher mit seinen Energiereserven klug haushalten sollte. Mein Pessimismus rührt nicht daher, dass heute Donald Trumps Amtseinführung stattfand. Wobei seine Wiederwahl unglaublich ist! Aber ich möchte es mal diplomatisch ausdrücken: jedes Volk bekommt die Regierung, die es verdient. Punkt.

Vielmehr stört mich in diesem Kontext, dass wir hierzulande ständig darüber diskutieren, was die USA treiben. Als würden sie uns in Europa mitregieren. Auch in anderen Länder gibt es interessante und erwähnenswerte Entwicklungen, über die die Medien kaum ein Wort verlieren. Trump will doch America great again machen. Bittesehr. Ich habe damit überhaupt kein Problem, sofern wir in Europa nicht gleichzeitig kleingemacht werden sollen. Bei solchen ambitionierten Bestrebungen müssen wir aber doch nicht aktiv mithelfen, oder? Sollten wir unsere Nasen, unabhängig davon, nicht zur Abwechslung mal in unsere eigenen Angelegenheiten stecken? Haben wir etwa in Deutschland, Griechenland, Frankreich usw. nicht unsere jeweils landeseigenen „Baustellen“, die wir stattdessen anpacken sollten?

Am 23. Februar wird der Bundestag gewählt und die Umfragewerte würde ich nicht als prickelnd bezeichnen. Mit etwas Pech regiert bald eine rechte Partei mit. Zwar behaupten (fast) alle anderen Parteien, dass sie nie mit der AfD koalieren würden, aber wenn die Macht erst einmal zum Greifen nahe ist, werfen manche Menschen ihre moralischen Bedenken schnell über Bord. Überraschen würde es mich jedenfalls nicht. Man sollte den Teufel zwar nicht an die Wand malen, aber nie wieder ist vielleicht schon früher als wir dachten… Offenbar wachen einige Politiker langsam auf. Wie ich beim Verfassen dieses Beitrags nebenher lese, soll der Bundestag nächste Woche über ein Parteiverbot beraten. Etwas spät, wenn man mich fragt….

Je näher man sich die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen unter die Lupe nimmt, desto unglücklicher erscheint mir die dahinterstehende Kausalkette. Ein bisschen erinnert das Ganze an eine Massenkarambolage auf einer vereisten, voll ausgelasteten fünfspurigen Autobahn. Das Unglück wurde nach meiner Einschätzung mit dem Bruch der FDP mit der Ampel in Gang gesetzt. Wobei man bereits die Bildung der Ampelkoalition selbst anzweifeln könnte. Wie wir gesehen haben, verderben zu viele Köche den Brei. Aber bleiben wir beim Bruch. Das Timing war aus meiner Sicht jedenfalls sehr ungünstig: Wäre die Regierung für den Rest der Legislaturperiode fortbestanden, so wäre zumindest noch ausreichend Zeit geblieben, ein besseres Fundament für ein entsprechendes Verbotsverfahren zu bilden. Aber mit diesem Schnellschuss wird das vermutlich nix. Gerne würde ich mich da täuschen. Der Geist scheint jedenfalls längst aus der Flasche. Anstatt dies zu erkennen und zu verhindern, haben wir uns die ganze Zeit bevorzugt den Problemen anderer Länder gewidmet und uns mit anderen Themen beschäftigungstherapieren lassen. Saubere Leistung!

Wäre diese in Gang befindliche Karambolage jedenfalls eine Szene aus einem Actionstreifen, könnte wir einfach wegsehen bis das Grauen vorüber ist. Aber leider ist sie Realität. Ich erlaube mir mal kurz, weiter vorzugreifen: Falls der Worst-Case eintreffen sollte, die Demokratie im weiteren Verlauf zu Fall gebracht wird und Menschenrechte bestenfalls kleingeschrieben werden, benötigen wir hier in Deutschland und Europa möglicherweise wieder Hilfe. Hilfe von Freunden. Von Russland können wir nicht viel erwarten; Deutschland hat den Russen längst und nachhaltig die Freundschaft aufgekündigt. Diese haben im Zweiten Weltkrieg außerdem schon genug Leben geopfert, um Europa vom Faschismus zu befreien, auch wenn sich derzeit kaum jemand mehr für Geschichte oder Fakten interessiert. Der Verbleib von TikTok etwa ist ja auch so viel interessanter…. Aber unsere amerikanischen Freunde könnten uns – mit gewohnt eleganter Verspätung – theoretisch zur Hilfe eilen und aus der Patsche helfen, falls nötig, aber Trump ist versierter Geschäftsmann und das würde er sich sicherlich einiges kosten lassen. Dann würden wir im Gegenzug am Ende doch noch mitregiert. Schachmatt.

Ach Ihr Lieben…. politische Gedankenspiele stimmen mich im Moment eher pessimistisch. Idealerweise sollten wir mit einem Quäntchen Menschenverstand erst gar nicht in der Patsche landen. Unsere Freiheiten zu verteidigen und unsere Demokratie zu beschützen ist nicht schwer, solange wir die Chance nutzen und es jetzt tun. Das geht noch(!) völlig friedfertig und unblutig, indem wir ganz einfach wählen gehen und dabei hoffentlich die richtige Wahl treffen.

Was auch immer uns die Zukunft bringt, ich wünsche Euch ein glückliches Jahr 2025!

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