Stehen zwei Griechen im Supermarkt

…sagt der eine zum anderen: „Du bist scharf!“ Antwortet der andere gechillt: „Ich weiß!“

Zugegeben, Witze zu kreieren ist nicht unbedingt meine Paradedisziplin. Aber es muss ja nicht immer schwere Kost sein. ;–) Was mich dazu inspirierte? –Vor wenigen Wochen habe ich im Supermarktregal folgende Entdeckung gemacht und konnte meinen Augen kaum trauen. Darf ich vorstellen? Das Duell der Saison:

„Scharfer Grieche“ vs. „Weißer Grieche“

Die Political Correctness von Aldi Süd* lässt zwar ein wenig zu wünschen übrig :–), aber mit der Aufnahme dieser beiden Brotaufstriche der Marke Ergüllü ins Sortiment hat der Discounter eindeutig Geschmack beweisen und auch Humor!

Natürlich wanderten die Dinger direkt in meinen Einkaufswagen. Und seither immer wieder! Mit Inhaltsangaben will ich mich hier gar nicht groß befassen. Die Liste ist kurz, was ich persönlich immer gutheiße. Beide Varianten basieren wohl auf Schafskäse. Aber ein Tipp am Rande: den „scharfen Griechen“ sollte man nicht unterschätzen!

Ergebnis: Ein klares Unentschieden. Mir schmecken beide Griechen super und ich hoffe, sie bleiben noch lange mit genau denselben Namen im Sortiment von Aldi. Am liebsten klatsche ich sie mir übrigens auf das neue ölige Ciabatta, das ebenfalls seit kurzem bei dem Discounter in der Brottheke zu finden ist. Am Anfang haben die Leute es geschmäht, weil sie es noch nicht kannten. Aber mittlerweile ist es in meiner Stammfiliale schnell abgegrast, ebenso wie meine beiden Griechen.

Na ja, wie sagt man so schön: Du bist, was du isst. :–)

Was auch immer bei Euch auf den Tisch kommt, ich wünsche Euch ein genussvolles Wochenende!

*Dies ist keine bezahlte Werbung.

Showtime!

Wie bereits in meinem letzten Post erwähnt, war ich im Frühling 2024 zu Gast auf einer orientalischen Tanzveranstaltung in Nordbaden. Gastgeberin war eine Bauchtanzkünstlerin, die seit vielen Jahren mit großem Erfolg traditionellen ägyptischen Bauchtanz praktiziert und unterrichtet. Ihre Haflas, wie solche Veranstaltungen genannt werden, erfreuen sich immer großer Beliebtheit. So auch diese.

Neben drei wunderbaren orientalischen Gruppentänzen, an denen ich insgesamt mitwirkte, hatte ich auf meinen Vorschlag hin die Gelegenheit, als eine Art Offtopic-Tanz, einen Tango Argentino vorzuführen. Der Schwerpunkt der Haflas liegt zwar naturgemäß auf dem orientalischen Tanz, jedoch bietet das Programm hin und wieder etwas Raum für Tänze aus anderen Kulturen. Diese Toleranz und Offenheit schätze ich sehr. Da sich die Idee des Bühnentangos relativ kurzfristig vor dem Veranstaltungstermin ergab, blieben meinem Tanzpartner Konstantinos, einem passionierten Hobbytänzer und aktiven Mitglied der deutschen und europäischen Tangoszene, den ich für den Showtanz gewinnen konnte und mir keine Zeit, um eine Choreographie zu konzipieren bzw. einzuüben.

Da wir beide jedoch ohnehin schwerpunktmäßig Tango de Salón praktizieren, dieser bekanntlich auf Improvisation beruht und auf sozialen Veranstaltungen wie Milongas getanzt wird, entschieden wir uns, dem tanzbegeisterten und anspruchsvollen Publikum dieser Hafla einfach einen spontanen und authentischen Tango zu zeigen. Durch eine Improvisation entfällt zwar komplett die Sicherheit und Struktur, die eine Choreographie bietet, aber gleichzeitig ist man als Tänzer absolut frei, die Musik nach Belieben zu interpretieren. Während unseres Austausches rund um den Auftritt brachte Konstantinos unser Konzept mit folgender Aussage sehr schön und treffend auf den Punkt: «θα χορέψουμε εντελώς αυθόρμητα με την καρδιά μας.». Zu Deutsch: „Wir werden ganz spontan nach Herzenslust tanzen.“

Mit diesem Vorhaben beabsichtigte ich, meine Freude am Tango zu teilen, eine Art kleine Brücke zwischen den jeweiligen Tanzspaten zu schlagen und beiläufig sollte mir dies auch als kleines persönliches Experiment dienen, mit dem ich folgende, für mich zentralen Fragestellungen klären wollte:

Seit mittlerweile drei Monaten besuchte ich keine Milonga mehr und auch keinen Unterricht oder Práctica, hatte insofern keinen einzigen Schritt Tango mit einer anderen Person getanzt, sondern allenfalls ein paar sporadische Technikübungen für mich allein daheim absolviert. Meine Praxis lag insofern seit einiger Zeit fast vollständig brach. Insofern war es für mich sehr spannend herauszufinden, ob es mir gelingen würde, trotz dieses Umstandes einen halbwegs ansehnlichen Tango hinzulegen.

Zwar schwirrten mir neben den komplexen Bauchtanzchoreographien, die ich mir merken musste, verschiedene Überlegungen und Sorgen um den geplanten Bühnentango in den Tagen vor der Hafla im Kopf herum, jedoch hatte ich aufgrund diverser Pflichten und Aufgaben im Alltag zum Glück nicht wirklich viel Zeit, um sie näher zu kultivieren und verbannte sie schließlich in eine Art innere Schublade. Wenn doch mal kurz Sorgen aufkamen, hörte ich mir einfach das von mir ausgewählte Lied, eine rockige Version von Carlos Gardels berühmtem Lied „Por Una Cabeza“ an. Das half mir zumindest mehr als jedes sinnlose Gedankenkarussell. Meine Liedwahl war übrigens eher atypisch, denn Ähnliches ist mir auf Milongas nicht auf die Ohren gekommen und bisher hatte ich nur zu den klassischen Orchestern oder zu Neotangomusik getanzt. Aber Tango auf E-Gitarre zu tanzen war etwas komplett Neues und stellte eine spannende Herausforderung für mich dar.

Foto: Yasemin Döger www.y-pix.de

Anzumerken ist, dass Konstantinos und ich kein eingespieltes Tanzpaar sind. Seitdem wie uns kennen, hatten wir uns bis dato lediglich dreimal auf Milongas getroffen und jeweils eine Tanda getanzt. Mehr nicht. Als Social Dancers waren wir es zwar gewohnt, inmitten vieler Leute Tango zu tanzen, jedoch nicht allein vor einem Publikum. Das ist etwas völlig anderes. Insofern war der Showtanz in verschiedenen Hinsichten eine Premiere. Es macht mir einfach Spaß, hin und wieder ganz bewusst meine Komfortzone zu verlassen und mich selbst herauszufordern. Der Grad zur Überforderung ist da manchmal sehr schmal.

Unmittelbar vor dem Auftritt fühlte ich mich – wie bereits bei den Bauchtänzen zuvor – aktiviert. Als unser Auftritt angekündigt wurde, war ich jedoch wild entschlossen, dieses Gefühl konstruktiv zu vertanzen. Ich schickte Konstantinos mit ein paar kleinen spontanen Empfehlungen im Gepäck voraus auf die Bühne und folgte ihm kurz darauf während des Intros. Die ersten Takte fühlten sich zwar etwas unentspannt an, aber im Laufe der Musik pendelten wir uns mit steigender Sicherheit ein. Wir tanzten schließlich und hatten einfach Spaß.

Mit dem Auftritt bin ich rückblickend insgesamt zufrieden. Vielleicht war unser Tango technisch nicht perfekt, aber dafür war er authentisch und nicht vorgefertigt. An diesem Abend sind wir definitiv über uns hinausgewachsen. In der Entwicklung eines Tänzers ist eine solche Darbietung vor Zuschauern ein Erfahrungswert, den man mit Gruppenkursen, Workshops oder Theorie nicht vergleichen oder ersetzen kann. Daher möchte ich jeden Tänzer – ganz egal welcher Tanzspate – dazu ermutigen, seine Freude am Tanz offen auszuleben und sich nicht mit einem Besen im Keller zu verstecken (hab ich während der Corona-Pandemie schon probiert^^) oder von seinen Selbstzweifeln unterkriegen zu lassen. Es ist kein Meister vom Himmel gefallen. Wie gut man tanzt, ist, anders als oft propagiert, nicht bloß eine Frage von Motivation oder Fleiß. Vieles hängt von Umständen und Faktoren ab, die man nicht oder nur bedingt beeinflussen kann, wie z.B. Gesundheit, Zeit, finanzielle Mittel (für Kurse und Einzelcoaching), individuelle Würde, sozialer und familiärer Rückhalt bei der Entwicklung, Gewährung besonderer Privilegien durch die Tanzschule, Wohlwollen des Lehrers u.V.m. Es gibt außerdem nach meiner tiefen Überzeugung kein schlechtes Tanzen, solange man sich selbst dabei treu bleibt und die eigene Persönlichkeit mittanzt. Insofern sollte man sich weder mit anderen vergleichen noch andere Personen imitieren, sondern einfach sein eigenes Ding machen.

Diese Hafla war ein actiongeladener, schillernder und lebensbejahender Abend mit tollen Menschen und viel positiver Energie, für den ich sehr dankbar bin und der mir immer in besonderer Erinnerung bleiben wird.

Ach übrigens, mein Rätsel konnte ich entschlüsseln: Tango sitzt in der Seele. Wo diese wiederum entspringt, ist ein anderes Thema….

Eine unsterbliche Stimme

Die menschliche Stimme gilt als Königin aller Instrumente. Im Falle von Maria Callas (*2.12.1923 – † 16.09.1977) zu Recht wie man an den unten aufgeführten Beispielen hört. Die griechische Opernsängerin war ein Ausnahmetalent, welches hohe Maßstäbe setzte. Ihre Stimme umfasste fast drei Oktaven und galt als besonders biegsam. In Mexiko erntete sie 1951 tosenden Applaus, als sie in „Aida“ den zweiten Akt der Siegesarie – entgegen der Partitur – überraschend mit einem perfekten ES3-Ton abschloss (vgl. Aufnahme unten).

Die letzten Tage im tragischen Leben der Diva erscheinen bald auf der Kinoleinwand. Angelina Jolie wurde die Ehre zuteil, sie in „Maria“ zu verkörpern. Regie führt Pablo Larraín.

Wie oftmals überdramatisierend berichtet wurde, soll die Sängerin an ihrem gebrochenen Herzen gestorben sein, genauer gesagt an ihrer unglücklichen Liebe zu Aristoteles Onassis. Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Mit dem milliardenschweren griechisch-argentinischen Reeder führte sie eine On-Off-Affaire. Sie erlag mit nur 53 Jahren einem Herzinfarkt in Paris, der Stadt der Liebe wohlgemerkt. Ihre Urne ruht auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise.

Ob ein Mensch tatsächlich an Liebeskummer sterben kann, ist fraglich. Möglicherweise spielten auch andere Faktoren wie etwa der Lebensstil eine Rolle. Callas rauchte und bekanntlich ist Nikotinkonsum der Herzgesundheit auf Dauer nicht zuträglich. Seit einiger Zeit ist das Broken-Heart-Syndrom jedenfalls Gegenstand medizinischer Forschung. Einer Gruppe Kardiologen unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Templin ist es in Zusammenarbeit mit Neurowissenschaftlern der Universität Zürich 2019 gelungen nachzuweisen, dass das Takotsubo-Syndrom (TTS), wie man dieses medizinische Phänomen ebenfalls nennt, ähnliche Symptome wie ein Herzinfarkt verursacht. Ausgelöst wird diese pathologische Veränderung z.B. durch Stress oder auch emotionale Belastung. Die Forscher stellten einen Zusammenhang zwischen Hirn und Herzregulation fest. Aber auch fernab der westlichen Schulmedizin, ist diese Assoziation nicht unbekannt. In China glaubt man, das Herz sei der Sitz des Geistes (Shen). Es reguliere die Seele und die Wahrnehmung. Die Harmonie der Seele soll demnach von entscheidender Bedeutung für die Beziehungsfähigkeit eines Menschen zu anderen sein. Umgekehrt lässt dies wohl den Schluss zu, dass emotionale Belastungen oder schlechte Beziehungen Störungen des Organs verursachen können.

Woran auch immer Maria Callas letztendlich konkret gestorben sein mag – ihr Stimme bleibt unsterblich. Aber hört am besten einfach selbst:

Arie „Où est la jeune Hindoue“ aus der französischen Oper „Lakmé“
Siegesarie aus „Aida“ mit legendärem es3

Mein Besuch auf der FedCon 2023

von Niki Xenodimitropoulou

Ein galaktisches Wochenende sitzt mir trotz elf Stunden Schlaf in den Knochen liegt unmittelbar hinter mir. Vom 26. – 28.05. besuchte ich die FedCon im Maritim Hotel in Bonn, die größte Science-Fiction Messe Europas. Es war mein bisher dritter Besuch und mein erster seit dem Lockdown. Während der Pandemie konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die FedCon je wieder zum alten Glanz erstrahlen würde. Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Auch dieses Jahr fluteten tausende Anhänger des Science-Fiction und Fantasy die Hotelanlage. Alles „Gläubige“…. :–)

Die Sonne strahlte, es gab spannende Vorträge, fantastische Kostüme, begehrte Stargäste, Aussteller, gutes Essen, grünes Bier, tolle Partys und und und. Ein besonderer Schwerpunkt lag dieses Jahr klar auf Stargate. Aber auch die Fans anderer Formate kamen natürlich auf ihre Kosten.

Inmitten von Klingonen, Sturmtrupplern, Aliens und Cyborgs aus dem gesamten Kosmos, fühlte ich mich nicht nur pudelwohl, sondern war dort paradoxerweise mehr Mensch als bei anderen Großevents. Dazu trugen auch maßgeblich die Mitglieder des FedCon-Teams bei, welche sehr hilfsbereit waren und alles bestens im Griff hatten. Jedem wurde geduldig und freundlich geholfen, egal mit welchem Anliegen man an sie herantrat (sogar wenn Leute zum x-ten Mal ratlos nachfragten, ob die vorliegende Schlange noch immer für George Takei ansteht). So habe ich das woanders wirklich noch nie erlebt. Keine Ahnung, wie die Jungs und Mädels es hinkriegen, immer cool zu bleiben. Meine tiefste Hochachtung an dieser Stelle und ein herzliches Dankeschön!

Eine Neuerung zu meinem letzten Besuch im Jahr 2019 war der Wegfall der nervigen Essenmarken (halleluja!) und die Einführung von Foodtrucks auf dem Außengelände. Da gab es Corndogs, China-Nudeln, ausgefallenen Pommes-Kreationen, Waffeln, Wassermelone mit Minze u.V.m.

Negativ fielen mir lediglich vier Aspekte auf: 1. Bedauerlich war, dass der Verkauf der Wochenend-Tickets so früh eingestellt wurde und sie auch vor Ort sehr frühzeitig abgegrast waren. So blieben meiner Schwester, die mich begleitete, und mir nichts übrig als auf Tages-Tickets auszuweichen. 2. Die Sitzgelegenheiten auf dem Gelände reichten nicht annähernd aus und waren sogar noch knapper als früher. Dies fiel besonders zur Mittagszeit auf, sodass man oft lange nach einem Platz zum Essen suchen musste. Das geht sicherlich besser. Mir wurde von anderen Gästen berichtet, dass das Hotel die Bestuhlung in der Lobby und im Außenbereich vor Beginn der FedCon sogar jedes Mal absichtlich reduziert. Eventuell handhabt man es so, um die Barrieren zu reduzieren, aber man kann es auch übertreiben. 3. Der Bereich in der Lobby, der als Tanzbereich herhalten durfte, verfügte diesmal nicht wie früher über einen tanzbaren Hartboden, sondern bestand aus einem wabbeligen Teppichboden, der zu dessen Schonung mit Fließbahnen überzogen war. Wiesooo?! Das ist doch Gift für die Gelenke! Haben die noch nie etwas was mobilen Tanzparketts gehört? 4. Einer der Mitarbeiter (dunkles Haar, Vollbart), der abends an der Hotel-Bar wie ein Schichtführer agierte, war entweder mit dem hohen Gästeaufkommen schlicht überfordert oder generell unausgeglichen, denn er begegnete friedfertigen und geduldigen Gästen in extrem unfreundlichem Kommando-Ton. Völlig grundlos und unangebracht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er z.B. die Teilnehmer eines Chirurgen-Kongresses oder was auch immer sonst noch so dort stattfinden mag, so behandeln würde. Wären seine Kollegen nicht im Kontrast so zuvorkommend und höflich gewesen, hätte man annehmen können, dies sei irgendwie Teil der Show und man hätte sich als lumpiger kleiner Rebell versehentlich in die Offiziersmesse des Imperialen High Commands verirrt…. Die übrigen Service-Kräfte des Hotels waren ansonsten während der gesamten Veranstaltung sehr zuvorkommend und kundenorientiert, wie ich in diesem Zusammenhang fairerweise betonen möchte.

Abgesehen von diesen Kleinigkeiten fand ich die FedCon 31 insgesamt sehr gut gelungen. Es gab ein abwechslungsreiches und proppevolles Programm, bei welchem man sich wegen Überschneidungen manchmal kaum entscheiden konnte, welcher Veranstaltung man den Vorzug geben soll. Die Qual der Wahl. Vielleicht sollte man die FedCon um einen Tag verlängern, sodass man nichts Interessantes verpasst. Ich werde eine Petition in Erwägung ziehen.

Die Atmosphäre kann man wohl am besten mit der eines Festivals vergleichen. Die Besucher waren unprätentiös und superlieb im Umgang miteinander und insgesamt sehr entspannt. Zudem schien auch die Teilnahme von Rollstuhlfahrern und anderer Besucher mit Behinderung zugenommen zu haben, was für ein kompetentes Veranstaltungs-Management spricht. Selbst in gefühlt unendlichen Warteschlangen verlor niemand die Nerven oder drängelte sich vor. Keine Spur von Unruhe, Konkurrenzdenken, Aggressivitäten, Gezicke, Machismus oder sonstige problematischen Verhaltensweisen, wie sie auf anderen Veranstaltungen dieser Größenordnung unweigerlich auftreten, wenn viele Menschen zusammen treffen. Man schnauzt sich nicht wegen Nichtigkeiten an oder belehrt einander mit erhobenem Zeigefinger. Kein Machtgehabe. Keine Clownsspielchen. Null negative Vibes. Stattdessen ein fröhliches Miteinander auf Augenhöhe und ein Sehen und Gesehenwerden. Man begegnet einander auf eine neidlose, vorurteilsfreie und konstruktive Art und Weise. Jeder wird dort als Individuum akzeptiert und gewertschätzt, egal wie schräg sein Auftreten ist. Je schräger der Look desto besser! Auf der FedCon ist niemand Außenseiter.

Soziologen, Psychologen und Anthropologen sollten sich vielleicht einmal mit der Szene und seinen Phänomenen befassen und sie näher erforschen,. Womöglich könnten Menschen auch in anderen Lebensbereichen von den Erkenntnissen profitieren.

Die FedCon mag „Normalsterblichen“ wie eine Phantasiewelt erscheinen, in die die Teilnehmer flüchten. Science-Fiction- und Fantasy-Fans wird oft zu Unrecht vorgeworfen, über keine ausreichenden Bezug zur Realität zu verfügen. Dabei suchen die meisten gewiss nicht nachts nach UFOs, sondern führen neben ihrem oft zeitraubenden Hobby ein ganz normales ziviles Leben und gehen seriösen Beschäftigungen nach. Aber der Mensch verurteilt nunmal gerne, was er nicht begreift. Auch ich weiß seit meiner Kindheit wie es ist, wegen meines speziellen Geschmack belächelt zu werden. Da meine Interessen sich jedoch nicht nur auf SF beschränkten und ich im Laufe meines Lebens zudem weitaus schlimmere Formen von Diskriminierung in der deutschen Gesellschaft erlebt und beobachtet habe, habe ich unter diesen Sticheleien – zum Glück – nicht sehr gelitten. Als Kind war ich in Luke Skywalker verschossen, zeichnete in der Schulpause Star-Wars-Comics und schneiderte mir ein schiefes Leia-Organa-Kostüm – na und? Wer frei von Träumen und Phantasien ist, werfe den ersten Stein! Wie auch immer man diese Szene beurteilen mag, die FedCon wird von echten, also von denkenden und fühlenden Menschen kreiert, welche viel Energie, Liebe, Leidenschaft sowie unzählige Arbeitsstunden investieren, um das Leben auf der Erde für sich selbst und auch für andere ein bisschen schöner und bunter zu machen. Eine gelebte Friedensbotschaft, wenn man so will. Sie kommt auch meiner persönlichen Vorstellung einer idealen Gesellschaft sehr nahe. Durch Rücksichtnahme und Respekt entsteht der Nährboden für viele mögliche Konflikte erst gar nicht. Vertreter anderer Interessen und Hobbys sollten sich eine Scheibe von der FedCon abschneiden, wenn man im Vergleich, um aktuelle Beispiele aufzugreifen, z.B. an die laufende Schlammschlacht zwischen Kahn und den FC Bayern oder die schockierenden Vorwürfe rund um das Rammsteinkonzert in Litauen denkt. Irgendwie erinnert die FedCon an eine Art Multikulturalismus nur ohne den Clash of Cultures. Leider bricht diese Welt nach drei Tagen schon wieder auseinander, aber ihr Geist lebt fort, bis zum nächsten Mal. Für viele lautet das Credo nämlich: Nach der FedCon ist vor der FedCon. Aber, um auf das oben genannte herrschende Vorurteil des Realtitäsverlusts noch einmal kurz zu sprechen zu kommen: wer will sich ernsthaft anmaßen zu behaupten, dass die FedCon als zweifellos lebendiger Ausdruck menschlicher Phantasie und Schöpfungsdranges nicht real sei? Was bitteschön ist Realität, wenn nicht das Resultat unserer eigenen geistigen lmpulse und Gefühle, welche wir mithilfe unseres Bewusstseins in unseren Raum setzen?

In mir selbst stellte ich während meines Besuches in Bonn jedenfalls eine größere innere Ruhe und Zufriedenheit fest, obwohl die Convention körperlich sehr kräftezehrend war (siehe Screenshot vom Schrittzähler unten) und ich kaum zum Schlafen kam. Gleichzeitig fühlte ich mich auch euphorisch, ein bisschen wie ein Kind auf Entdeckungstour….

Mich konnte nichts wirklich aus dieser Ruhe bringen. Zum Beispiel kippt eine junge Frau im Außenbereich einmal einen Becher Kaffee über mich um, als sie mir gerade etwas zeigen wollte. Genauer gesagt, war es mein Kaffeebecher, nämlich ein doppelter Café Créma, den ich zuvor geduldig abkühlen ließ. Mein linker Arm war patschnass. Ich ärgerte mich jedoch nicht nur nicht über die Sauerei, sondern war einfach nur froh, dass der Kaffee nicht mehr heiß war, mich also nicht verbrühte. Außerdem konnte ich dank meiner Reaktion wenigstens meine Hose und sogar die Hälfte des Inhaltes retten. Mit der Nummer bin ich übrigens noch frei. :–D Und na klar habe ich den Rest noch getrunken. Denn ich war am Sonntagmorgen huuundemüde und brauchte dringend Coffein, um hochzufahren. Die Frau schämte sich aber sehr und entschuldigte sich übermäßig und aufrichtig, was heutzutage nicht selbstverständlich ist. Für mich war die Sache insofern nur halb so wild und ich meinte zu ihr und ihrem Freund bloß sinngemäß „Wow…. jetzt ist es eine feuchtfröhliche Party! Mach dir keinen Kopf. Ist doch niemand verletzt. Kann jedem mal passieren.“ Ich möchte nicht in die Esoterik abdriften, aber auf der FedCon herrscht schon ein ganz besonderer Spirit, den man nur schwer beschreiben kann, sondern selbst erlebt haben muss. Apropos Party: am Ende des Beitrags findet ihr ein Video von der FedCon-Party.

Besonderer Anreiz für mich hinzufahren war übrigens die Ankündigung von Ben Browder und Gigi Edgley, zwei Helden der australischen SF-Serie „Farscape“, die ich früher rauf und runtergeguckt habe. Besonders Gigis fröhliche und umgängliche Art hat mich positiv überrascht. Sie fragte mich während der Autogrammstunde, was meine Leidenschaft sei („Niki, what’s your passion?“). Sie war der erste Mensch, der mir diese Frage so direkt und unverblümt gestellt hatte. Eine so bedeutende und auch irgendwie intime Frage….einfach so….während einer flüchtigen Begegnung…. Nach einem kurzen Moment der Irritation antwortete ich schließlich ebenso direkt und unverblümt „Tango Argentino and writing“. Später in ihren Panel im Saal Beethoven nahm sie noch einmal Bezug auf das Thema Leidenschaft. Sie hatte wohl mehrere ihrer Fans mit dieser Frage abgecheckt. Viele konnten zu ihrem Bedauern wohl den Sinn der Frage nicht verstehen und dachten, sie fragte nach ihrem Beruf. Sie ermutigte die Besucher des Panels jedenfalls dazu, aktiv ihr Leben zu gestalten, hinaus auf die Straße zu gehen und ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Wirklich sehr inspirierend.

Hier noch meine persönliche Bilanz von der FedCon 2023 in Bildern:

Ben Browder und Gigi Edgley – Stars aus meinem geliebten „Farscape“
Gehen zwei Scaper auf die FedCon…. :–)

„Boxenstopp“ am Nachmittag

Der Saal Maritim, in dem die Eröffnung, große Panels und auch die Abschlussfeier stattfanden, wirkt live noch viel größer als auf dem Panoramabild.

Das Stargate. Die junge Besucherin hat das Kostüm selbst angefertigt und war darin definitiv die hübscheste Singularität!
Ein besonderes Highlight auf der FedCon 31 war definitiv das Stargate von „The Funny Gate“. Den beiden Jungs bin ich sehr dankbar für dieses Foto.
Gruppen-Shoot mit dem SG-1-Cast: Michael Shanks, Amanda Tapping, Richard Dean Anderson und Ben Browder
Science meets Science-Fiction. Auch die ESA war wieder mit einem eigenen Stand und hochinteressanten Vortägen vertreten. (Saal Beethoven)
Hier die Anzahl meiner Schritte an allen drei Tagen (ohne Berücksichtigung von Treppen und Partys). Am Sonntag war ich nur bis mittags zum Entspannen vor Ort.

Und last but not least, wie versprochen das Party-Video. Jaaa richtig gelesen. Entgegen vieler Klischees, Trekkies und SF-Fans seien sozial gehemmt, kann die FedCon definitiv Party….

Lebet nicht allzu lang und lasst es krachen!

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