Kommentar zur Tragödie in Mannheim

Die Polizei Mannheim trauert derzeit um ihren Kollegen und die Menschen fühlen mit! Am 31.05.2024 gegen Mittag kam es im Rahmen einer Kundgebung des islamkritischen Vereins „Bürgerbewegung Pax Europa e.V.“ zu einer Gewalteskalation, bei dem ein in Deutschland lebender 25-jähiger Afghane mit einem Messer mehrere Personen auf dem Marktplatz Mannheim attackierte. Der Tatverdächtige agierte dabei möglicherweise mit religiöser Motivation. Inmitten der Tatdynamik wurde der 29-jährige Polizeibeamte Rouven L. durch gezielte Messerangriffe im Kopf-Hals-Bereich so schwer verletzt, dass dieser kurze Zeit später seinen Verletzungen erlag. Zuvor erlitt der Redner der geplanten Kundgebung, ein islamkritischer Aktivist, dem allem Anschein nach primär das Attentat galt, schwere Verletzungen. Ein Exekutivbeamter stoppte den Attentäter schließlich per Schusswaffeneinsatz.

Kaum jemandem dürfte die rege Berichterstattung entgangen sein. Während der Schock bei den Bürgern nach einer Woche ungemindert tief sitzt, führt die Politik Scheindebatten. Selbst die größten Schlafmützen unter unseren Volksvertretern geben sich urplötzlich als entschlossene Machertypen und leidenschaftliche Verfechter von Demokratie und Freiheit, was angesichts der heutige Wahlen unleugbar einen gewissen Beigeschmack hat. Und Experten ebenso wie Wichtigtuer überschlagen sich mit unausgegorenen Analyseversuchen.

Mich persönlich ermüden offen gestanden diese peinlich-leeren Kampfansagen vonseiten unserer Politiker. Diese werden nur von hohlen und überflüssigen Phrasen wie „Absolute Sicherheit gibt es jedoch nicht.“ übertroffen, mit denen man dann kurz darauf wieder einen Gang herunterzuschalten versucht, weil man ganz genau weiß, dass man den Mund zu voll genommen hat. Gerne hätte ich in diesem Punkt einmal Unrecht. Die Zeit wird es zeigen…

Und was mich fast so betroffen macht wie die Tat selbst, ist, dass es heute kaum noch Raum für Trauer zu geben scheint. Als würde ein Großteil der Gesellschaft diese wichtige Stufe der Krisenbewältigung bewusst überspringen.

Tatsache ist, ein junger Mann ist bei der Erfüllung seiner Pflichten gestorben. Ein noch jüngerer hat ihn auf dem Gewissen und damit mal eben auch sein eigenes Leben in die Tonnen getreten. Mich interessiert, warum. Wer glaubt, dass am 31. Mai diese Tragödie begann, täuscht sich. Wahrscheinlicher ist vielmehr, dass sie an diesem Tag gipfelte. Dass solche Fälle komplexer sind, als es zunächst den Anschein hat und im Gesamtkontext betrachtet in einem anderen Licht erscheinen, zeigt zum Beispiel auch die Aufarbeitung des Falls Brokstedt:

Was die Ereignisse auf dem Markplatz Mannheim anbelangt, würde ich mir grundsätzlich mehr Solidarität wünschen, damit denjenigen, die die Tat instrumentalisieren, abfeiern oder die Opfer verhöhnen, ein klares Signal gesendet wird. Unsere Polizei mag nicht perfekt sein, aber wir haben nur diese und ihre Vertreter möchte ich gesund und munter sehen. Nicht demoralisiert. Und schon gar nicht unter der Erde. Deshalb und auch weil die Eingriffe auf Sicherheits- und Rettungskräfte in letzter Zeit deutlich zugenommen haben, trage ich die Schutzschleife. Diese kann man kaufen oder beispielsweise über die Initiative des Hessischen Innenministeriums auch kostenlos anfordern.

Wen neben Trauer oder Wut in diesen Tagen zusätzlich Angst plagt, dem möchte ich ans Herz legen, sich konstruktiv mit ihr auseinanderzusetzen. Statistisch gesehen ist es höchst unwahrscheinlich, Opfer eines Attentats, Amoklaufs oder Terroranschlags zu werden. Wer möchte, kann sich jedoch selbst informieren, aber bitte nicht in der Thematik verlieren. Ich empfehle das Buch des Terrorismusexperten Florian Peil „Terrorismus – wie wir uns schützen können.“ Die gedankliche Auseinandersetzung mit konkreten Fallbeispielen und Handlungsempfehlungen kann – auch wenn es paradox erscheinen mag – beruhigend wirken und dem Gefühl der Hilfslosigkeit entgegenwirken.

Nehmt euch die Zeit zu trauern und solidarisiert euch!

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