Eine unsterbliche Stimme

Die menschliche Stimme gilt als Königin aller Instrumente. Im Falle von Maria Callas (*2.12.1923 – † 16.09.1977) zu Recht wie man an den unten aufgeführten Beispielen hört. Die griechische Opernsängerin war ein Ausnahmetalent, welches hohe Maßstäbe setzte. Ihre Stimme umfasste fast drei Oktaven und galt als besonders biegsam. In Mexiko erntete sie 1951 tosenden Applaus, als sie in „Aida“ den zweiten Akt der Siegesarie – entgegen der Partitur – überraschend mit einem perfekten ES3-Ton abschloss (vgl. Aufnahme unten).

Die letzten Tage im tragischen Leben der Diva erscheinen bald auf der Kinoleinwand. Angelina Jolie wurde die Ehre zuteil, sie in „Maria“ zu verkörpern. Regie führt Pablo Larraín.

Wie oftmals überdramatisierend berichtet wurde, soll die Sängerin an ihrem gebrochenen Herzen gestorben sein, genauer gesagt an ihrer unglücklichen Liebe zu Aristoteles Onassis. Über Geschmack lässt sich nicht streiten. Mit dem milliardenschweren griechisch-argentinischen Reeder führte sie eine On-Off-Affaire. Sie erlag mit nur 53 Jahren einem Herzinfarkt in Paris, der Stadt der Liebe wohlgemerkt. Ihre Urne ruht auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise.

Ob ein Mensch tatsächlich an Liebeskummer sterben kann, ist fraglich. Möglicherweise spielten auch andere Faktoren wie etwa der Lebensstil eine Rolle. Callas rauchte und bekanntlich ist Nikotinkonsum der Herzgesundheit auf Dauer nicht zuträglich. Seit einiger Zeit ist das Broken-Heart-Syndrom jedenfalls Gegenstand medizinischer Forschung. Einer Gruppe Kardiologen unter der Leitung von Prof. Dr. Christian Templin ist es in Zusammenarbeit mit Neurowissenschaftlern der Universität Zürich 2019 gelungen nachzuweisen, dass das Takotsubo-Syndrom (TTS), wie man dieses medizinische Phänomen ebenfalls nennt, ähnliche Symptome wie ein Herzinfarkt verursacht. Ausgelöst wird diese pathologische Veränderung z.B. durch Stress oder auch emotionale Belastung. Die Forscher stellten einen Zusammenhang zwischen Hirn und Herzregulation fest. Aber auch fernab der westlichen Schulmedizin, ist diese Assoziation nicht unbekannt. In China glaubt man, das Herz sei der Sitz des Geistes (Shen). Es reguliere die Seele und die Wahrnehmung. Die Harmonie der Seele soll demnach von entscheidender Bedeutung für die Beziehungsfähigkeit eines Menschen zu anderen sein. Umgekehrt lässt dies wohl den Schluss zu, dass emotionale Belastungen oder schlechte Beziehungen Störungen des Organs verursachen können.

Woran auch immer Maria Callas letztendlich konkret gestorben sein mag – ihr Stimme bleibt unsterblich. Aber hört am besten einfach selbst:

Arie „Où est la jeune Hindoue“ aus der französischen Oper „Lakmé“
Siegesarie aus „Aida“ mit legendärem es3

Jiaogulan – forever young

Unsterblichkeit mag für Viele vielleicht verlockend klingen. Der Traum vom ewigen Leben dürfte wohl so alt wie der Mensch über seine Existenz reflektieren kann. Aber ich persönlich finde es nicht erstrebenswert, ewig zu leben. Das Leben ist spannend und kostbar, gerade weil seine hellen und dunklen Momente quantitativ limitiert sind. In ihrer Qualität hingegen sind ihnen manchmal keine Grenzen gesetzt. Damit gebe ich mich zufrieden – zumindest auf dieser Existenzebene. Allerdings bin ich schon irgendwie froh, dass die Lebenserwartung von Frauen und Männern dank Wissenschaft und Medizin deutlich gestiegen ist. Lebte ich beispielsweise im 19. Jhd, so hieße es für mich – zumindest statisch betrachtet – schon bald game over. So eilig hätte ich es dann doch nicht. :–)

Gegen das Altwerden ist an sich nichts einzuwenden. Aber um jeden Preis uralt werden? Wenn schon altern, dann doch bitteschön mit Würde und bei bestmöglicher Gesundheit! Ein hohes Alter unter Gebrechen, Gelenkprothesen und Stents oder unter geistigem Abbau zu erreichen, um dann irgendwann wie ein Zombie im Pflegebett vor sich hin zu vegetieren und seine eigenen Kinder und Enkel nicht wiederzuerkennen, klingt irgendwie nicht gerade glamourös. Was hat sich die Natur eigentlich dabei gedacht, dem Menschen diesen langwierigen und leidvollen Verfall zuzumuten, der in Relation zur gesamten Lebensspanne in vielen Fällen einen nicht unbeachtlichen Zeitraum einnimmt? Und war das denn wirklich so geplant oder war das nicht vielleicht doch ein Fehler der Evolution? Na ja damit können sich gerne die Gerontologen befassen.

Die Themen Aging und Anti-Aging fand ich schon immer spannend, noch lange bevor diese Begriffe in aller Munde waren. Insbesondere das, was die Kräuterheilkunde in diesem Zusammenhang zu bieten hat, um das Altern zu verzögern. Bereits als junge Teenagerin schätzte ich die gesundheitsfördernde Wirkung von Tee. Ich trank Unmengen grünen Tee. Mein Favorit wurde später abgelöst von der edlen weißen Variante. Dann griechischer Bergtee usw.

Als Teeliebhaberin und Fan der Phytopharmazie bin ich vor einigen Monaten auf „Jiaogulan“ gestoßen, zu Deutsch das Unsterblichkeitskraut. Der botanischer Name lautet Gynostemma pentaphyllum. Unsterblichkeit ist schon eine markige Ansage! Die Pflanze zählt zu den Kürbisgewächsen, stammt aus Ostasien und ist fester Bestandteil der Traditionellen Chinesischen Medizin. Übertreibungen im chinesischen Sprachgebrauch sind mir seit meiner China-Rundreise 2017 nicht unbekannt. Fest entschlossen, direkt mit einem Kopfsprung in die Traditionen einzutauchen, bestellte ich mir damals auf meinem Flug von München nach Beijing ein traditionelles chinesisches Frühstück anstelle eines kontinentalen Frühstücks . Neben einem faden bekömmlichen Reisschleim, lag da plötzlich ein in Plastikfolie eingeschweißtes „tausendjähriges Ei“. Als man mir sagte, was das sei, bekam ich erstmal einen Schrecken und ließ das Ding ratlos in meiner Handtasche verschwinden. Wohin bloß mit dieser Hühnereimumie?! Später erfuhr ich dann, dass es sich um eine Delikatesse handelt, diese Eier jedoch nicht tausend Jahre, sondern in Wahrheit maximal ein paar Jahre alt sind. Diese Art der maßlosen Übertreibung finde ich liebenswürdig, denn sie zeugt von einer kindlichen und phantasiereichen Mentalität der Chinesen.

Zurück zum Tee. Die Konsum des Jiaogulan soll gegen viele Zivilisationskrankheiten helfen, aber hierzulande ist er kaum bekannt. Einige seiner insgesamt über 100 Saponine findet man auch im berühmteren Ginseng, genauer gesagt in Panax ginseng. Deshalb wird die Pflanze auch Frauenginseng genannt. Allerdings enthält er dreimal so viele Saponine wie Ginseng. Daneben sind verschiedene Vitamine, Spurenelemente, Glykoside, Aminosäuren und Polysaccharide enthalten. Saponine haben in der Naturmedizin adaptogene Wirkung und sollen mitunter stressinduzierten Krankheiten entgegenwirken und vorbeugen. Der Konsum des Jiaogulan soll mitunter das Wohlbefinden fördern, die Konzentrationsfähigkeit steigern und Müdigkeit verringern. Zudem wird ihm nachgesagt, dass er das Cholesterin senkt, den Blutdruck reguliert und die Insulinsensitivität erhöht. Allerdings gibt es bisher keine fundierten Nachweise, da die Studienlage unzureichend ist. Es ranken jedoch viele Mythen um die Pflanze. So soll es in den Regionen Chinas, wo der Tee als Nationalgetränk gilt und häufig konsumiert wird, besonders viele Überhundertjährige geben und auch die Krebsrate ungewöhnlich gering sein. Insofern scheint die Pflanze zwar nicht unsterblich zu machen, sondern allenfalls zu einer guten Gesundheit beizutragen, die ein langes Leben begünstigt.

Versuch macht klug. Nach all meinen Recherchen zu der Wirkung dieser Heilpflanze war meine Neugier geweckt und ich suchte nach einem Anbieter in Deutschland. Schnell stellte ich fest, dass die Pflanze hierzulande gar nicht als Tee gekauft wird.

Im Jahr 2022 wurde Jiaogulan vom Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg als zulassungspflichtiges neuartiges Lebensmittel eingestuft. Nach Begutachtung durch das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe sei die Pflanze als Lebensmittel zulassungspflichtig. Bis also das entsprechende Zulassungsverfahren durchlaufen und erfolgreich abgeschlossen ist, darf die Pflanze im Sinne des Verbraucherschutzes nicht als Tee oder sonstiges Lebensmittel in Umlauf gebracht werden. Da ein solches Verfahren kostspielig ist, kann es also noch dauern. Mangels entsprechender Zulassung darf er gegenwärtig nur als Dekoration verkauft werden, quasi als eine Art Potpourri.

Bis die Unschädlichkeit des Konsums nachgewiesen ist, fließt viel Wasser den Rhein und den Jangtse runter. Da mir bei meinen Recherchen keine zwingenden Hinweise untergekommen ist, die für eine Toxizität der Pflanze und ihrer Bestandteile sprechen, habe ich mir 500 g getrocknete Blätter laborgeprüften Jiaogulans von einer aus meiner Sicht vertrauenswürdigen Quelle besorgt, einen Teelöffel davon mit 80 Grad heißen Wasser aufgebrüht und 10 Minuten ziehen lassen. Wenn schon, denn schon!, dachte ich mir. Parallel zum Verfassen dieses Posts trinke ich nun heute Morgen meine allererste Tasse lauwarme „Dekoration“. Der Tee ist geschmacklich unaufdringlich sowie leicht lieblich. In den folgenden Stunden bis zur Veröffentlichung am Abend stellte ich jedenfalls keine auffällige Wirkung fest, weder eine negative noch eine positive. Ich fühlte mich im Anschluss klar und munter, aber vielleicht war das auch nur der Placeboeffekt. Für einen ausführlichen Erfahrungsbericht genügt ein einmaliger Konsum ohnehin nicht. Aber zumindest habe ich einen ersten Eindruck gewonnen. Akut vergiftet habe ich mich jedenfalls nicht und es geht mir soweit gut. Auch mein Magen ist in Ordnung. Ob ich es bei der einen Tasse belasse oder weiter von der Unsterblichkeit koste, habe ich noch nicht entschieden…

[Diese ist keine Produkt- oder Verzehrsempfehlung, sondern ein persönlicher Erfahrungsbericht, der Unterhaltungszwecken dient. Von Nachahmung wird abgeraten.]

Was, wenn du den perfekten Partner hättest?

von Christos Kouroupetroglou

Originaltitel: „What if you had the perfect partner“

Quelle: Goodnight Tango  

Übersetzung: Niki Xenodimitropoulou

ChatGPT und Tango-Dialoge

Einer meiner früheren Beiträge hatte den Titel The Imitation Game und befasste sich mit Aspekten darüber, wie sich Gemeinschaften unterscheiden und was sie beeinflusst. Der Titel war inspiriert durch den gleichnamigen Film über das Leben von Alan Turing, den viele als den Vater der modernen Informatik bezeichnen. Eines der berühmtesten von Turing geschaffenen Prinzipien ist der Turing-Test, mit dem man ein System als künstliche Intelligenz klassifizieren kann. Das Prinzip ist einfach. Nehmen wir an, ein Mensch interagiert über eine Schnittstelle mit etwas, das ein Chat, ein Spiel etc. sein könnte. Wenn die Person während der Interaktion nicht erkennen kann, dass sie mit einer Art Maschine interagiert, oder anders gesagt, wenn sie das Gefühl hat, mit einem anderen Menschen zu interagieren, dann kann das System auf der anderen Seite als KI eingestuft werden.

Wer schon einmal versucht hat, mit ChatGPT und anderen ähnlichen Chatbots zu chatten, weiß, dass die Antworten eine erstaunliche Ähnlichkeit mit dem Dialog mit einem Menschen aufweisen. Diese Tools werden von Menschen bereits als KI eingestuft. Viele jedoch, wie Noam Chomsky, stellen fest, dass die Maschine die Begriffe, über die sie schreibt, nicht versteht. Diese Tools arbeiten bisher mehr oder weniger als Prognose-Tools. Sie haben unzählige Texten erfasst und können berechnen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass ein Wort auf ein anderes folgt, und so konstruieren sie ihre Antworten. Abgesehen vom Fakten-Check und anderen Bedenken möchte ich mich hier auf das letztendliche Potenzial der KI für Tango konzentrieren.

Wie wir oft zu sagen pflegen (und ich in fast jedem meiner Beitrag schreibe), ist Tango wie ein Dialog zwischen den Partnern. Tools wie ChatGPT könnten in Zukunft zahlloseso Videos von tanzenden Menschen analysieren, um Choreografien zu entwickeln oder sogar Choreografien im Handumdrehen anhand eines bestimmten Musikstücks und der Live-Reaktionen eines menschlichen Partners zu erstellen. Sie könnten das tun, was ein gewöhnliches Paar auf der Tanzfläche so tut. Das Einzige, was noch fehlt, ist die Schnittstelle… eine Möglichkeit, mit dem Partner zu kommunizieren (Informationen zu übermitteln und zu empfangen).

Blick in die Robotik

Die Robotik ist ein weiterer Bereich, der in den letzten Jahren erstaunliche Fortschritte gemacht hat. Boston Dynamics hat bereits viele Videos von Robotern veröffentlicht, die zu vorprogrammierten Choreografien tanzen. Natürlich erfordert das Tanzen von Tango eine andere, menschenähnlichere Form eines Roboters, aber ich denke, auch das ist nicht mehr weit entfernt. In Bereichen wie der Erotikindustrie wird bereits an Aspekten der Robotertechnik gearbeitet, um sie menschlicher zu machen, sogar was den Tastsinn anbelangt.

Berücksichtigt man all diese Aspekte, ist es also durchaus denkbar, dass Roboter auf viele verschiedene Arten sowie auch Tänze eingesetzt werden, wobei der Tango einer davon ist. Die Anwendungsbereiche könnten vom ganz gewöhnlichen Tangolehrer oder Übungspartner, der die für den Tanz erforderliche Körpermechanik erklären und lehren kann, bis hin zum Ersatz von Taxitänzern reichen. Die Frage ist, ob wir als Menschen sie akzeptieren würden und bis zu welchem Punkt? Würden solche Anwendungen sogar zu weiteren Stilrichtungen in den Communitys führen, wie die bereits bestehenden Stile Salon, Milonguero, Nuevo etc.? Würden die Menschen das Tanzen mit einem Roboter als echten Tanz ansehen… oder als etwas anderes? Wären wir imstande, vielleicht sogar Showaufführungen von Mensch-Roboter-Tänzen zu akzeptieren?

Würdest du mit mir tanzen?

Die grundsätzliche Frage, die dem Ganzen zugrunde liegt, lautet also: Würdest du mit einem solchen Roboter tanzen? Angenommen, es wäre ihm möglich, sich wie ein Mensch zur Musik zu bewegen und auf deine Bewegungen zu reagieren… würdest du es in Betracht ziehen, mit ihm zu tanzen? Ich habe diese Frage vor ein paar Wochen in der Gruppe Tango Friends gestellt, die etwa 20000 Mitglieder hat. Die Diskussion war recht interessant, und ich muss sagen, dass viele ihn für das Unterrichten und Üben in Betracht ziehen würden, aber weitaus weniger würden ihn für eine Tanda in einer Milonga bevorzugen (obwohl es durchaus auch Antworten gab, die dies befürworteten). Einige gaben wiederum ganz klar an, dass sie nicht einmal darüber nachdenken würden. Offensichtlich gehen die Meinungen zu diesem Thema weit auseinander, und ich erwarte, dass sich die Stimmung in der Zukunft je nach technologischem Fortschritt ändern wird.

Interessanterweise habe ich die gleiche Frage vor einigen Monaten auch ChatGPT gestellt und ich muss sagen, dass ich von der Antwort wirklich beeindruckt war. Vor allem als es um die Gründe ging, warum man dies tun würde. Die meisten Antworten von ChatGPT waren die gleichen wie die, die die Leute in ihren Antworten genannt haben. Einer der Gründe, der in den Antworten der Leute übersehen wurde, war jedoch die Sozialangst. Ich verstehe, dass die meisten Menschen in einer Facebook-Gruppe zum Thema Tango ihre Ängste überwunden haben, also ist es nur natürlich, sie nicht zu erwähnen. Außerdem kann es ein Tabu sein, solche Ängste und Befürchtungen in einer Gruppe von tausend potenziellen Partnern offen darzulegen. Aber dieser Grund ist womöglich eine Anwendungsmöglichkeit für die Robotik im Tango, die uns dabei behilflich sein könnte, es denjenigen von uns leichter zu machen, die tatsächlich mit solchen Schwierigkeiten konfrontiert sind. Womöglich können Roboter in der Zukunft Menschen dabei helfen, ein wenig länger bei diesem Hobby zu bleiben und die Probleme der sozialen Ängste zu überwinden, mit denen sie anfangs vielleicht konfrontiert sind. Eventuell können sie uns dabei helfen, unsere Communitys auf eine gesündere Weise zu erweitern.

Der Weg ist das Ziel

Um jedoch auf die Frage zurückzukommen. Der menschliche Tänzer ist fehleranfällig… er kann einen guten oder schlechten Tag haben… er kann die Musik gut oder schlecht kennen… kurz gesagt… er ist nicht zuverlässig. Der Roboter hingegen ist 100% zuverlässig. Er wird niemals müde, er kennt die Musik, er wird nicht durch frühere Erfahrungen beeinflusst, also kann er keinen schlechten Tag haben, etc…. ganz zu schweigen davon, dass der Roboter dir gehören könnte! Würdest du mit einem Roboter tanzen, wenn du all das berücksichtigst? Würdest du lieber mit einem Roboter als mit einem menschlichen Tänzer tanzen?… und die noch wichtigere Frage ist… Warum?

Allein über die Antwort nachzudenken, ist meiner Meinung nach eine sehr interessante Reise. Sie kann uns Aufschluss darüber geben, was wir an diesem Tanz schätzen. Die Antwort wird natürlich nicht für jeden dieselbe sein, und vielleicht werden die Menschen am Ende ihre Meinung ändern und umdenken, wenn diese technologischen Anwendungsmöglichkeiten Realität werden. Aber der Weg zur Antwort oder besser noch der Weg zwischen den verschiedenen Antworten, die eine Person in Zukunft geben könnte, ist das Wichtigste.

Der heutige Goodnight Tango

Ich werde dir keine Antwort geben, denn ich stehe noch am Anfang dieser Reise. Wie ich schon sagte, gibt es nicht die eine Antwort… nicht einmal für ein und dieselbe Person. Es gibt nur eine einzigartige Reise zu den verschiedenen Antworten, die jeder von uns unternehmen sollte, mit dem eigenen Herzen als Kompass… als Wegweiser, wie der Titel des heutigen Goodnight Tango sagt.

Wenn du bis hierher gelesen hast…
Dankesehr und Glückwunsch!
Du bist am Ende angelangt!
Aber dies ist auch der Anfang unserer Diskussionen. Wenn du zustimmst, nicht zustimmst, etwas hinzufügen, etwas korrigieren oder allgemein etwas sagen möchtest, dann zögere nicht, einen Kommentar abzugeben und/oder ihn mit deinen Freunden zu teilen.
Du kannst deine Kommentare über das Formular unten auf der Facebook-Seite des Blogs oder sogar per E-Mail an mich persönlich senden.

Mein Besuch auf der FedCon 2023

von Niki Xenodimitropoulou

Ein galaktisches Wochenende sitzt mir trotz elf Stunden Schlaf in den Knochen liegt unmittelbar hinter mir. Vom 26. – 28.05. besuchte ich die FedCon im Maritim Hotel in Bonn, die größte Science-Fiction Messe Europas. Es war mein bisher dritter Besuch und mein erster seit dem Lockdown. Während der Pandemie konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die FedCon je wieder zum alten Glanz erstrahlen würde. Aber ich wurde eines Besseren belehrt. Auch dieses Jahr fluteten tausende Anhänger des Science-Fiction und Fantasy die Hotelanlage. Alles „Gläubige“…. :–)

Die Sonne strahlte, es gab spannende Vorträge, fantastische Kostüme, begehrte Stargäste, Aussteller, gutes Essen, grünes Bier, tolle Partys und und und. Ein besonderer Schwerpunkt lag dieses Jahr klar auf Stargate. Aber auch die Fans anderer Formate kamen natürlich auf ihre Kosten.

Inmitten von Klingonen, Sturmtrupplern, Aliens und Cyborgs aus dem gesamten Kosmos, fühlte ich mich nicht nur pudelwohl, sondern war dort paradoxerweise mehr Mensch als bei anderen Großevents. Dazu trugen auch maßgeblich die Mitglieder des FedCon-Teams bei, welche sehr hilfsbereit waren und alles bestens im Griff hatten. Jedem wurde geduldig und freundlich geholfen, egal mit welchem Anliegen man an sie herantrat (sogar wenn Leute zum x-ten Mal ratlos nachfragten, ob die vorliegende Schlange noch immer für George Takei ansteht). So habe ich das woanders wirklich noch nie erlebt. Keine Ahnung, wie die Jungs und Mädels es hinkriegen, immer cool zu bleiben. Meine tiefste Hochachtung an dieser Stelle und ein herzliches Dankeschön!

Eine Neuerung zu meinem letzten Besuch im Jahr 2019 war der Wegfall der nervigen Essenmarken (halleluja!) und die Einführung von Foodtrucks auf dem Außengelände. Da gab es Corndogs, China-Nudeln, ausgefallenen Pommes-Kreationen, Waffeln, Wassermelone mit Minze u.V.m.

Negativ fielen mir lediglich vier Aspekte auf: 1. Bedauerlich war, dass der Verkauf der Wochenend-Tickets so früh eingestellt wurde und sie auch vor Ort sehr frühzeitig abgegrast waren. So blieben meiner Schwester, die mich begleitete, und mir nichts übrig als auf Tages-Tickets auszuweichen. 2. Die Sitzgelegenheiten auf dem Gelände reichten nicht annähernd aus und waren sogar noch knapper als früher. Dies fiel besonders zur Mittagszeit auf, sodass man oft lange nach einem Platz zum Essen suchen musste. Das geht sicherlich besser. Mir wurde von anderen Gästen berichtet, dass das Hotel die Bestuhlung in der Lobby und im Außenbereich vor Beginn der FedCon sogar jedes Mal absichtlich reduziert. Eventuell handhabt man es so, um die Barrieren zu reduzieren, aber man kann es auch übertreiben. 3. Der Bereich in der Lobby, der als Tanzbereich herhalten durfte, verfügte diesmal nicht wie früher über einen tanzbaren Hartboden, sondern bestand aus einem wabbeligen Teppichboden, der zu dessen Schonung mit Fließbahnen überzogen war. Wiesooo?! Das ist doch Gift für die Gelenke! Haben die noch nie etwas was mobilen Tanzparketts gehört? 4. Einer der Mitarbeiter (dunkles Haar, Vollbart), der abends an der Hotel-Bar wie ein Schichtführer agierte, war entweder mit dem hohen Gästeaufkommen schlicht überfordert oder generell unausgeglichen, denn er begegnete friedfertigen und geduldigen Gästen in extrem unfreundlichem Kommando-Ton. Völlig grundlos und unangebracht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er z.B. die Teilnehmer eines Chirurgen-Kongresses oder was auch immer sonst noch so dort stattfinden mag, so behandeln würde. Wären seine Kollegen nicht im Kontrast so zuvorkommend und höflich gewesen, hätte man annehmen können, dies sei irgendwie Teil der Show und man hätte sich als lumpiger kleiner Rebell versehentlich in die Offiziersmesse des Imperialen High Commands verirrt…. Die übrigen Service-Kräfte des Hotels waren ansonsten während der gesamten Veranstaltung sehr zuvorkommend und kundenorientiert, wie ich in diesem Zusammenhang fairerweise betonen möchte.

Abgesehen von diesen Kleinigkeiten fand ich die FedCon 31 insgesamt sehr gut gelungen. Es gab ein abwechslungsreiches und proppevolles Programm, bei welchem man sich wegen Überschneidungen manchmal kaum entscheiden konnte, welcher Veranstaltung man den Vorzug geben soll. Die Qual der Wahl. Vielleicht sollte man die FedCon um einen Tag verlängern, sodass man nichts Interessantes verpasst. Ich werde eine Petition in Erwägung ziehen.

Die Atmosphäre kann man wohl am besten mit der eines Festivals vergleichen. Die Besucher waren unprätentiös und superlieb im Umgang miteinander und insgesamt sehr entspannt. Zudem schien auch die Teilnahme von Rollstuhlfahrern und anderer Besucher mit Behinderung zugenommen zu haben, was für ein kompetentes Veranstaltungs-Management spricht. Selbst in gefühlt unendlichen Warteschlangen verlor niemand die Nerven oder drängelte sich vor. Keine Spur von Unruhe, Konkurrenzdenken, Aggressivitäten, Gezicke, Machismus oder sonstige problematischen Verhaltensweisen, wie sie auf anderen Veranstaltungen dieser Größenordnung unweigerlich auftreten, wenn viele Menschen zusammen treffen. Man schnauzt sich nicht wegen Nichtigkeiten an oder belehrt einander mit erhobenem Zeigefinger. Kein Machtgehabe. Keine Clownsspielchen. Null negative Vibes. Stattdessen ein fröhliches Miteinander auf Augenhöhe und ein Sehen und Gesehenwerden. Man begegnet einander auf eine neidlose, vorurteilsfreie und konstruktive Art und Weise. Jeder wird dort als Individuum akzeptiert und gewertschätzt, egal wie schräg sein Auftreten ist. Je schräger der Look desto besser! Auf der FedCon ist niemand Außenseiter.

Soziologen, Psychologen und Anthropologen sollten sich vielleicht einmal mit der Szene und seinen Phänomenen befassen und sie näher erforschen,. Womöglich könnten Menschen auch in anderen Lebensbereichen von den Erkenntnissen profitieren.

Die FedCon mag „Normalsterblichen“ wie eine Phantasiewelt erscheinen, in die die Teilnehmer flüchten. Science-Fiction- und Fantasy-Fans wird oft zu Unrecht vorgeworfen, über keine ausreichenden Bezug zur Realität zu verfügen. Dabei suchen die meisten gewiss nicht nachts nach UFOs, sondern führen neben ihrem oft zeitraubenden Hobby ein ganz normales ziviles Leben und gehen seriösen Beschäftigungen nach. Aber der Mensch verurteilt nunmal gerne, was er nicht begreift. Auch ich weiß seit meiner Kindheit wie es ist, wegen meines speziellen Geschmack belächelt zu werden. Da meine Interessen sich jedoch nicht nur auf SF beschränkten und ich im Laufe meines Lebens zudem weitaus schlimmere Formen von Diskriminierung in der deutschen Gesellschaft erlebt und beobachtet habe, habe ich unter diesen Sticheleien – zum Glück – nicht sehr gelitten. Als Kind war ich in Luke Skywalker verschossen, zeichnete in der Schulpause Star-Wars-Comics und schneiderte mir ein schiefes Leia-Organa-Kostüm – na und? Wer frei von Träumen und Phantasien ist, werfe den ersten Stein! Wie auch immer man diese Szene beurteilen mag, die FedCon wird von echten, also von denkenden und fühlenden Menschen kreiert, welche viel Energie, Liebe, Leidenschaft sowie unzählige Arbeitsstunden investieren, um das Leben auf der Erde für sich selbst und auch für andere ein bisschen schöner und bunter zu machen. Eine gelebte Friedensbotschaft, wenn man so will. Sie kommt auch meiner persönlichen Vorstellung einer idealen Gesellschaft sehr nahe. Durch Rücksichtnahme und Respekt entsteht der Nährboden für viele mögliche Konflikte erst gar nicht. Vertreter anderer Interessen und Hobbys sollten sich eine Scheibe von der FedCon abschneiden, wenn man im Vergleich, um aktuelle Beispiele aufzugreifen, z.B. an die laufende Schlammschlacht zwischen Kahn und den FC Bayern oder die schockierenden Vorwürfe rund um das Rammsteinkonzert in Litauen denkt. Irgendwie erinnert die FedCon an eine Art Multikulturalismus nur ohne den Clash of Cultures. Leider bricht diese Welt nach drei Tagen schon wieder auseinander, aber ihr Geist lebt fort, bis zum nächsten Mal. Für viele lautet das Credo nämlich: Nach der FedCon ist vor der FedCon. Aber, um auf das oben genannte herrschende Vorurteil des Realtitäsverlusts noch einmal kurz zu sprechen zu kommen: wer will sich ernsthaft anmaßen zu behaupten, dass die FedCon als zweifellos lebendiger Ausdruck menschlicher Phantasie und Schöpfungsdranges nicht real sei? Was bitteschön ist Realität, wenn nicht das Resultat unserer eigenen geistigen lmpulse und Gefühle, welche wir mithilfe unseres Bewusstseins in unseren Raum setzen?

In mir selbst stellte ich während meines Besuches in Bonn jedenfalls eine größere innere Ruhe und Zufriedenheit fest, obwohl die Convention körperlich sehr kräftezehrend war (siehe Screenshot vom Schrittzähler unten) und ich kaum zum Schlafen kam. Gleichzeitig fühlte ich mich auch euphorisch, ein bisschen wie ein Kind auf Entdeckungstour….

Mich konnte nichts wirklich aus dieser Ruhe bringen. Zum Beispiel kippt eine junge Frau im Außenbereich einmal einen Becher Kaffee über mich um, als sie mir gerade etwas zeigen wollte. Genauer gesagt, war es mein Kaffeebecher, nämlich ein doppelter Café Créma, den ich zuvor geduldig abkühlen ließ. Mein linker Arm war patschnass. Ich ärgerte mich jedoch nicht nur nicht über die Sauerei, sondern war einfach nur froh, dass der Kaffee nicht mehr heiß war, mich also nicht verbrühte. Außerdem konnte ich dank meiner Reaktion wenigstens meine Hose und sogar die Hälfte des Inhaltes retten. Mit der Nummer bin ich übrigens noch frei. :–D Und na klar habe ich den Rest noch getrunken. Denn ich war am Sonntagmorgen huuundemüde und brauchte dringend Coffein, um hochzufahren. Die Frau schämte sich aber sehr und entschuldigte sich übermäßig und aufrichtig, was heutzutage nicht selbstverständlich ist. Für mich war die Sache insofern nur halb so wild und ich meinte zu ihr und ihrem Freund bloß sinngemäß „Wow…. jetzt ist es eine feuchtfröhliche Party! Mach dir keinen Kopf. Ist doch niemand verletzt. Kann jedem mal passieren.“ Ich möchte nicht in die Esoterik abdriften, aber auf der FedCon herrscht schon ein ganz besonderer Spirit, den man nur schwer beschreiben kann, sondern selbst erlebt haben muss. Apropos Party: am Ende des Beitrags findet ihr ein Video von der FedCon-Party.

Besonderer Anreiz für mich hinzufahren war übrigens die Ankündigung von Ben Browder und Gigi Edgley, zwei Helden der australischen SF-Serie „Farscape“, die ich früher rauf und runtergeguckt habe. Besonders Gigis fröhliche und umgängliche Art hat mich positiv überrascht. Sie fragte mich während der Autogrammstunde, was meine Leidenschaft sei („Niki, what’s your passion?“). Sie war der erste Mensch, der mir diese Frage so direkt und unverblümt gestellt hatte. Eine so bedeutende und auch irgendwie intime Frage….einfach so….während einer flüchtigen Begegnung…. Nach einem kurzen Moment der Irritation antwortete ich schließlich ebenso direkt und unverblümt „Tango Argentino and writing“. Später in ihren Panel im Saal Beethoven nahm sie noch einmal Bezug auf das Thema Leidenschaft. Sie hatte wohl mehrere ihrer Fans mit dieser Frage abgecheckt. Viele konnten zu ihrem Bedauern wohl den Sinn der Frage nicht verstehen und dachten, sie fragte nach ihrem Beruf. Sie ermutigte die Besucher des Panels jedenfalls dazu, aktiv ihr Leben zu gestalten, hinaus auf die Straße zu gehen und ihre eigenen Geschichten zu erzählen. Wirklich sehr inspirierend.

Hier noch meine persönliche Bilanz von der FedCon 2023 in Bildern:

Ben Browder und Gigi Edgley – Stars aus meinem geliebten „Farscape“
Gehen zwei Scaper auf die FedCon…. :–)

„Boxenstopp“ am Nachmittag

Der Saal Maritim, in dem die Eröffnung, große Panels und auch die Abschlussfeier stattfanden, wirkt live noch viel größer als auf dem Panoramabild.

Das Stargate. Die junge Besucherin hat das Kostüm selbst angefertigt und war darin definitiv die hübscheste Singularität!
Ein besonderes Highlight auf der FedCon 31 war definitiv das Stargate von „The Funny Gate“. Den beiden Jungs bin ich sehr dankbar für dieses Foto.
Gruppen-Shoot mit dem SG-1-Cast: Michael Shanks, Amanda Tapping, Richard Dean Anderson und Ben Browder
Science meets Science-Fiction. Auch die ESA war wieder mit einem eigenen Stand und hochinteressanten Vortägen vertreten. (Saal Beethoven)
Hier die Anzahl meiner Schritte an allen drei Tagen (ohne Berücksichtigung von Treppen und Partys). Am Sonntag war ich nur bis mittags zum Entspannen vor Ort.

Und last but not least, wie versprochen das Party-Video. Jaaa richtig gelesen. Entgegen vieler Klischees, Trekkies und SF-Fans seien sozial gehemmt, kann die FedCon definitiv Party….

Lebet nicht allzu lang und lasst es krachen!

DSGVO Cookie Consent mit Real Cookie Banner